„Fromme Industrie“: Der Benziger Verlag in Einsiedeln 1830 bis 1960

AutorIn Name
Nauer
Heinz
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Jon
Mathieu
Institution
Historisches Seminar
Ort
Luzern
Jahr
2016/2017
Abstract
Der Benziger Verlag war ein bedeutendes Schweizer Verlagsunternehmen mit Sitz in Einsiedeln SZ, das von den 1790er-Jahren bis in die 1990er-Jahre bestand. Schon im 18. Jahrhundert hatte die Familie Benziger unter den zahlreichen Pilgern einen Handel mit Kreuzen und religiösen Souvenirs begonnen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Familienunternehmen zu einem der bedeutendsten Verlage der Schweiz. Vom Erfolg des Unternehmens zeugen Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich. Seit 1867 operierte das damals grösste Druckereiunternehmen der Schweiz als „Typograph des Heiligen Apostolischen Stuhls“. Das Verlagsprogramm war seit jeher stark auf den katholischen Markt ausgerichtet. In ihren Inhalten waren die Druckerzeugnisse des Verlags konservativ ausgerichtet. In technischer Hinsicht war man allerdings auf der progressiven Seite und arbeitete mit einer Infrastruktur auf der Höhe der Zeit. Dies ermöglichte hohe Auflagen und somit kostengünstige Angebote. Bereits 1870 führte der Verlag das damals neue Druckverfahren der Chromolithographie ein. Erstmals war es damit möglich geworden, farbige Bilder in hohen Auflagen zu reproduzieren. In den Jahren um 1900 machte der Benziger-Verlag seinen Hauptumsatz nicht mit Büchern und Zeitschriften, sondern mit Bildern. Das konfessionelle Verlagswesen in der Moderne ist bisher nur wenig untersucht. Auch im Falle des Benziger Verlags steht die Zahl der Publikationen, die sich mit seiner Geschichte beschäftigen, in einem ungleichen Verhältnis zu der Bedeutung, die das Unternehmen hatte. Primär anhand des der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Quellenmaterials aus dem Nachlassarchiv untersucht das Dissertationsprojekt die Geschichte des Benziger-Verlags in Zusammenhang mit dem (wieder)erwachenden Katholizismus im Verlaufe des 19. Jahrhunderts. Der Verlag bediente die Bedürfnisse einer breiten katholischen Massenbewegung nach erbauenden Druckerzeugnissen in Bild und Text. Ausgangspunkt des Projekts ist die provisorische These, dass der Erfolg des Unternehmens das Produkt war eines wechselseitigen Zusammenspiels von einer Revitalisierung vormoderner Frömmigkeitsformen im Verlauf des 19. Jahrhunderts, von einer auf Zentralisierung bedachten katholischen Kirchenpolitik und von einer Verlagsführung, die zeitgenössische Innovationen im Bereich der Drucktechnik geschickt zu Nutzen vermochte. Die Arbeit möchte also zum einen die Entwicklung des Benziger Verlags und die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Unternehmens aufzeigen, darüber hinaus aber auch versuchen, anhand der Verlagsgeschichte Aussagen über das viel diskutierte Verhältnis zwischen Moderne und Religiosität sowie zu verschiedenen Konjunkturen des Religiösen in der Moderne zu machen.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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