Vom Frauenhilfsdienst zum Militärischen Frauendienst. Die fortschreitende Integration von Frauen in der Schweizer Armee - eine geschlechtergeschichtliche Betrachtung

AutorIn Name
Helena
Stucki
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Silvia
Berger Ziauddin
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2022/2023
Abstract

Bundesrätin Viola Amherd, die Vorsteherin des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, legte im Jahr 2021 ein ehrgeiziges Ziel für das Schweizer Militär fest: Bis zum Jahr 2030 soll der Frauenanteil in der Armee bei 10% liegen (aktuell liegt er bei knapp einem Prozent). Eine speziell ab 2022 eingerichtete Fachstelle mit dem Namen „Frauen in der Armee und Diversity‟ wird sich darauf konzentrieren, dieses Ziel zu verwirklichen. Damit ist die Diskussion über die Rolle von Frauen in der Schweizer Armee wieder lanciert.

 

Im Verlauf der Zeit hat sich die Rolle der Frauen in vielen Bereichen, einschliesslich der Landesverteidigung und dem Militär, weiterentwickelt. Historisch war die Schweizer Armee hauptsächlich von Männern geprägt. Frauen hatten aufgrund traditioneller Geschlechterrollen und gesellschaftlicher Normen begrenzten Zugang. In den letzten Jahrzehnten hat sich dies geändert und Frauen sind heute in allen Bereichen der Armee zugelassen.

 

Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Überführung des Frauenhilfsdienstes (FHD) in den Militärischen Frauendienst (MFD) im Jahr 1986. Die vorliegende Masterarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung der Stellung von Frauen in der Schweizer Armee von der Nachkriegszeit bis zur Einführung des Militärdienstes für Frauen (MFD) im Jahr 1986 zu untersuchen. Die geschlechtergeschichtliche Perspektive stand dabei im Fokus und es wurde ein Zeitraum beleuchtet, der in der bisherigen Forschung wenig Beachtung fand. Im Verlauf der Analyse des Übergangs von FHD zum MFD wurden sowohl die Entwicklungen auf institutioneller Ebene als auch die dominierenden Diskussionsthemen und deren zugrunde liegende Argumente herausgearbeitet. Durch die geschlechtergeschichtliche Perspektive konnten nicht nur Fakten erarbeitet, sondern auch eine Einordnung vorgenommen werden, die die Rolle der Frau in der Gesellschaft dieser Zeit berücksichtigt.

 

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Einführung des MFD im Jahr 1986 nur begrenzte Veränderungen in der Stellung der Frauen in der Armee stattgefunden haben. Insbesondere die Loslösung vom Hilfsdienst und die Umbenennung von FHD zu MFD stiessen auf Widerstände und wurden lange hinausgezögert. Die Teilrevision der Militärordnung (MO) in den 1980er Jahren und die Schaffung eines eigenen Artikels für die Stellung der Frau in der Armee waren jedoch entscheidende Schritte für die Zukunft.

 

Die Diskussionen, die über die Jahre hinweg geführt wurden, zeigten verschiedene zentrale Punkte auf. Die Loslösung vom Hilfsdienst und die Namensänderung waren besonders umstritten, wobei die Frage nach gleichen Graden, militärischen Anreden und dem Rang der neuen Chefin MFD ebenfalls für Debatten sorgte. Die Analyse dieser Diskussionen offenbarte, dass der Wunsch nach Veränderung und die Initiative dazu oft von Seiten der Frauen im FHD/MFD kamen, während die Umsetzung von Armee und Verwaltung verzögert wurde.

 

In den Debatten wurden verschiedene Argumente verwendet, darunter das der Gleichberechtigung, das aber nicht ohne die Betonung der Unterschiede zwischen Mann und Frau blieb. Andere häufig genannte Argumente waren der Beitrag zur Lösung des Bestandsproblems und die Befürchtung einer Militarisierung der Frau. Diese Sorge wurde sowohl von konservativen als auch von linken Kreisen geäussert, wobei unterschiedliche Hintergründe erkennbar waren.

 

Die Einführung des MFD 1986 markierte einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung der Frauen in der Armee, obwohl die konkret erreichten Elemente zunächst bescheiden erscheinen. Frauen waren erstmals nicht mehr im Hilfsdienst angesiedelt, sondern Teil der Armee und konnten bis in hohe Stufen gleiche Grade erreichen. Der Übergang zum MFD und die Teilrevision der MO legten die Grundlage für weitere Entwicklungen in Richtung Gleichberechtigung.

 

Die Forschung zu Frauen in der Schweizer Armee wies bislang eine erhebliche Lücke ab 1945 auf, die durch diese Arbeit zumindest teilweise geschlossen werden konnte. Es bleibt jedoch Raum für weitere Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf den Alltag der MFD-Angehörigen und die Wahrnehmung des Übergangs von Seiten der Frauen selbst.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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