Die Vorstellungen vom aussereuropäischen Anderen wurden aufgrund der räumlichen Entfernung über lange Zeit massgeblich von Berichterstattungen aus den peripheren Gebieten geprägt. In diesem Prozess der Repräsentation des Fremden nahmen Missionare, aufgrund ihres unmittelbaren und langfristigen Kontakts mit indigenen Bevölkerungen einerseits und durch ihre intensive Publikationstätigkeit andererseits, einen wichtigen Stellenwert ein.
Die Darstellungen Afrikas und der Afrikaner durch Missionare der Missionsgesellschaft Bethlehem Immensee trugen entscheidend zur Verfestigung der Vorstellungen in der Schweizer Bevölkerung bei. Indem nach den Inhalten dieser Bilder vom afrikanischen Fremden zwischen 1950 und 1967 gefragt wird, können in dieser Arbeit die wichtigsten narrativen Motive herausgearbeitet werden.
Als analytischen und theoretischen Bezugspunkt fungieren dabei Überlegungen und Ansätze postkolonialer Theorie. Das Wissen und damit auch die Vorstellungen von Afrika wurden massgeblich durch die koloniale Weltordnung strukturiert und geprägt. Die Untersuchung der Berichterstattungen in den Missionspublikationen will aufzeigen, inwiefern der koloniale Diskurs für die Darstellung des afrikanischen Fremden bestimmend gewesen war. Dies scheint besonders aufgrund der Veränderungen interessant, welche während des Untersuchungszeitraums auf dem afrikanischen Kontinent entstanden. Die zunehmende Emanzipierung und Unabhängigkeitsbestrebung der afrikanischen Staaten und die gleichzeitig vermehrt einsetzende öffentliche Wahrnehmung durch die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Nord und Süd, bedingten Transformationen in der Wahrnehmung und Repräsentation des aussereuropäischen Anderen. Dabei wird sich zeigen, dass die narrativen Motive in der Darstellung des Afrikaners zwar mit veränderten Inhalten versehen, doch in ihren grundlegenden Zügen kaum verändert wurden.