Zwischen Abgrenzung und Integration. Die ersten fünfzig Jahre der Sektion Bern des Schweizer Alpenclubs.

Cognome dell'autore
Nadine
Hess
Tipo di ricerca
Tesi di laurea
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christoph Maria
Merki
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2008/2009
Abstract


Im 18. Jahrhundert wurden die Alpen von der europäischen Geisteselite entdeckt, das Reisen in die Alpen kam in Mode. Da die Industrialisierung in England schon früh einsetzte, entwickelte sich dort auch sehr früh eine breite Mittelschicht, die sich Ferien in den Bergen überhaupt leisten konnte und die deswegen auch die Mehrheit der ersten ausländischen Touristen in der Schweiz ausmachten. Ab Ende der 1850er Jahre schlossen sich Bergsteiger in verschiedenen Ländern zu Vereinen zusammen, um ihre Ziele innerhalb eines institutionellen Rahmens zu verfolgen. Der Schweizer Alpen-Club (S.A.C.) entstand 1863 vor allem als Reaktion auf die Gründung des englischen Alpine Club (1857).

In dieser Arbeit wurde die Sektion Bern des Schweizer Alpen-Clubs von 1863 bis 1913 untersucht. Die Arbeit hat sich im Wesentlichen mit zwei Bereichen beschäftigt: Zum einen widmete sie sich der Aufarbeitung der Geschichte der Sektion Bern des Schweizer Alpen-Clubs (S.A.C.). Zum anderen wurde die Geschichte der Sektion Bern vor dem Hintergrund der Geschichte der Gesellschaft der Stadt Bern analysiert. Ausgangspunkt bildete dabei die Annahme, dass die Sektion Bern im Zuge der aufstrebenden Bürgerlichkeitsbewegung entstand und deswegen ein bürgerlich geprägter Verein war. Im Mittelpunkt stand hierbei die Untersuchung der Mitgliederverzeichnisse, welche nach Berufszugehörigkeit aufgeschlüsselt wurden.

Die Entwicklung der Sektion Bern in den fünfzig Jahren von 1863 bis 1913 verlief günstig, die Sektion gehörte zu den grössten. Schneller als die anderen Sektionen erwarb und baute sie Clubhütten ein Schwerpunkt in ihrer Vereinstätigkeit. Die grosse Motivation war unter anderem dem Präsident Gottlieb Studer zu verdanken, eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, die sich hoher Beliebtheit erfreute.

Mit den steigenden Mitgliederzahlen und dem wachsenden Interesse an den Bergen seitens der Bevölkerung wuchsen die Probleme mit den Clubhütten. Aus Sicht der Sektion Bern wurden die Hütten zweckentfremdet und nicht mehr als Stützpunkte für Wanderungen gesehen. Die Sektion Bern sah vor allem die „Massentouristen“ hinter dem Übel stecken, tatsächlich waren die meisten Hüttenbesucher nicht Mitglied in der Sektion Bern. Freilich ist das Paradoxe daran, dass der S.A.C. die Beliebtheit der Schweizer Berge im Volk steigern wollte.

Uneinigkeiten wurden innerhalb des S.A.C. auf verschiedene Weisen ausgetragen. Es konnten zum Beispiel Probleme an der Delegiertenversammlung diskutiert werden. Zuerst wurden Themen aber oft in der Vereinszeitung des S.A.C. diskutiert. Die exemplarische Untersuchung der Alpina welche von 1893 bis 1910 Vereinszeitung des S.A.C. war hat gezeigt, dass sie mehrere Funktionen hatte: Sie trat als lenkende Instanz auf, indem sie Themen aufgriff oder Empfehlungen für die bevorstehenden Abstimmungen bei der Delegiertenversammlung abgab. Die Alpina war ausserdem Plattform für kontroverse Diskussionen, drittens hatte die Alpina aber auch die Macht über die Themenauswahl und Themenselektion.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine bürgerliche Gesellschaft, welche politischen und kulturellen Einfluss gewann. Neue Formen von Geselligkeiten entstanden, unter anderem wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele Vereine gegründet, wo sich vor allem Bürgerliche trafen. Die Untersuchung der Mitgliederverzeichnisse der Sektion Bern hat ergeben, dass man hier auch von einem bürgerlichen Verein sprechen konnte. Für das Bürgertum boten Vereine eine Plattform um ihre Lebensweise und bürgerliche Kultur darzustellen. Auch in der Sektion Bern war Mitglied, wer sich über diesen Verein definieren wollte. Andererseits war die Zugehörigkeit zu einem Verein auch immer eine Abgrenzung gegen aussen. Mit dem Verein „Naturfreunde“, der 1895 aus einer Arbeiterbewegung in Österreich entstanden war und seit 1905 eine Sektion in Bern hatte, pflegte die Sektion Bern des S.A.C. keine besonders guten Beziehungen. Anders bei dem Akademischen Alpenclub Bern (A.A.C.B.), der von Beginn weg freundlich behandelt wurde, denn seine Mitglieder hatten eine ähnliche soziale Herkunft. Der Vergleich der Mitglieder mit den Sektionen Zürich, Berner Oberland, Glarus und St. Gallen zeigt aber, dass nicht alle Sektionen aus einer hauptsächlich akademischen Mitgliedschaft bestanden. Die Mitglieder der Sektion Zürich, Glarus und St. Gallen bestanden 1882 zur Hälfte aus Unternehmern. Akademiker waren vor allem bei den Sektionen St. Gallen und Glarus weit weniger gut vertreten als bei der Sektion Bern.

Die Sektion Bern war ein bürgerlicher Verein, die Mitgliedschaft diente der Manifestierung bürgerlicher Werte oder dem sozialen Aufstieg. Die Abgrenzung gegen „unten“, dem „Massentourismus“ oder den Naturfreunden war Ausdruck davon.

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