Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
PD Dr.
Patrick
Kury
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2013/2014
Abstract
Während der Dauer der nationalsozialistischen Machtherrschaft zwischen 1933-1945 wurden insgesamt vier internationale Zionistenkongresse abgehalten. Im Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten hielt die Zionistische Organisation (ZO) ihren 18. Zionistenkongress in Prag ab (1933). Die darauffolgenden drei Kongresse, die im Fokus dieser Arbeit stehen, fanden in Schweizer Städten statt: Der 19. Zionistenkongress in Luzern (1935), der 20. Zionistenkongress in Zürich (1937) und der 21. Zionistenkongress in Genf (1939). Diese drei Kongresse sahen sich mit der unmittelbaren Bedrohung des europäischen Judentums konfrontiert. Die unfassbare antisemitische Politik Nazi-Deutschlands und der in dieser Zeit erstarkende Antisemitismus innerhalb Europas liessen den Eindruck einer unmittelbaren Bedrohung des Judentums entstehen. Die für die Juden bedrohliche Lage schlug sich auf die ZO, deren V erhaltensund Handlungsweise sowie auch auf deren Kongresse in Luzern, Zürich und Genf nieder.
Die vorliegende Masterarbeit dokumentiert und analysiert die unter jenem Einfluss stehenden und bislang kaum detailliert erforschten Zionistenkongresse. Dabei wird auf die Gründe der ZO für die Standortwahl, die Organisationsund Vorbereitungsarbeiten der Kongresse, die Kongressabläufe und die zionistische Parteienkonstellationen der jeweilig Kongresse ebenso eingegangen, wie auf die an diesen drei Kongressen geführten Debatten. Bei der Betrachtung der jeweilig kongressspezifischen Debatten wird nach dem oben beschriebenen Einfluss gefragt und gesucht. Dabei wird die folgenden Frage gestellt: Wie beeinflusste der erstarkende Antisemitismus in Europa und insbesondere die antisemitische Politik Nazi-Deutschlands die Debatten der drei Zionistenkongresse? Zudem wird im Rahmen dieser Arbeit das Verhalten, die Reaktionen und die Haltung der lokalen Behörden (Stadtund Kantonsregierungen), der Lokalbevölkerung und der Schweizer Bundesbehörden gegenüber den drei zionistischen Grossveranstaltungen genauer beleuchtet und analysiert. Hierbei wird u.a. der Frage nachgegangen, weshalb die Schweizer Bundesbehörden die Beherbergung der drei Zionistenkongresse in Anbetracht der schwierigen weltpolitischen Lage in den 1930er Jahren, in denen sich die Schweiz verstärkt auf die Politik der „strikten Neutralität“ berief, zuliessen. Zudem wird auch versucht die Frage zu beantworten, weshalb sich die lokalen Behörden um eine Durchführung der zionistischen Grossanlässe bemühten und was sie sich von der Beherbergung erhofften. Ein weiterer Blick wird auch auf die Reaktion und die Verhaltensweise der schweizerischen Frontenbewegung gegenüber den zionistischen Tagungen geworfen.
Die Arbeit gliedert sich in drei verschieden grosse Teile. In einem einleitenden ersten Teil wird ein abrissartiger Überblick über die für den Zionismus der 1930er Jahre wichtigsten Ereignisse und Umstände gegeben. Dabei zeigt sich, dass sich die ZO einem Spannungsfeld zwischen unmittelbarer Bedrohung und Aufbruch ausgesetzt sah und die drei in den Fokus genommen Kongresse unter jenem Einfluss standen. Im zweiten und weitaus grössten Teil werden die drei Zionistenkongresse in chronologischer Reihenfolge einzeln beschrieben und analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den oben genannten Themenfeldern. Im dritten und letzten Teil der Arbeit werden die Kongresse miteinander verglichen und in einen weiteren Zusammenhang gestellt. Der Hauptfokus liegt dabei einerseits auf der Betrachtung des Umgangs der verschieden Schweizer Behörden mit der Beherbergung der drei Zionistenkongresse, und andererseits auf der genaueren Untersuchung der Auswirkungen der unmittelbaren Bedrohung der europäischen Juden auf die Kongressdebatten.
vZiel der Arbeit ist es einerseits, der Leserschaft einen breiten aber zugleich detaillierten Überblick über die drei Kongresse zu ermöglichen und andererseits einen weiteren Beitrag zur historischen Aufarbeitung der 14 in der Schweiz abgehaltenen Zionistenkongresse – von den 22 Kongressen bis zur Staatsgründung Israels fanden 14 in der Schweiz statt zu leisten.