Vom "Bättichrämer" zum Landammann. Konfessionalisierung zwischen 1830 und 1850 im Kanton Schwyz am Beispiel von Josef Karl Benzinger (1799-1873). Buchhändler, Verleger und Politiker

AutorIn Name
Dominik
Feusi
Academic writing genre
Licenciate thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Brigitte
Studer
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2001/2002
Abstract

Die Arbeit zeichnet die Auseinandersetzungen um die Neugestaltung des Kantons Schwyz von 1830 bis 1848 am Beispiel von Josef Karl Benziger nach. Sie hat die Konfessionalisierung im Kanton Schwyz zum Gegenstand. Als Quellen dienten Benzigers Briefe an seinen Mitstreiter Nazar von Reding sowie verschiedene Zeitungen, Rats- und Gerichtsprotokolle und Tagebücher im Staatsarchiv Schwyz, dem Bezirksarchiv Einsiedeln und dem Archiv des Klosters Einsiedeln.

 

Konfessionalisierung meint das Eindringen konfessioneller Denkmuster, Fragen, Problemstellungen und Verhaltensweisen in die Politik. Die Studie geht der Frage nach, wie sich aus der heterogenen katholischen Gesellschaft um 1830 die katholisch-konservative Politik formiert, die ab 1848 die Katholiken auf der Ebene des Bundesstaates vertritt, sie aber gleichzeitig in das „Ghetto“ eines eigenen sozialen Milieus führt. Im Zentrum der Arbeit stehen demnach die weltanschaulich-religiösen Auseinandersetzungen zur Zeit der Regeneration in den 1830er und 1840er Jahren. Sie geht den Wurzeln dieser Konfessionalisierung nach, im Bewusstsein, dass dieser Prozess nach 1848 weiterging und erst mit dem Kulturkampf zu einem homogenen Milieu führte.

 

Die Studie untersucht dazu eine Person, die selber für diese Konfessionalisierung steht: Josef Karl Benziger (1799–1873). Benziger stammte aus liberalem Haus und setzte sich als junger Landammann in Einsiedeln vehement für liberale Anliegen ein. Nach der Niederlage im Sonderbund stand Benziger unvermittelt an einem anderen Ort: Die neue Bundesverfassung unterstützte er nicht, denn er sah in ihr den Untergang der kantonalen Souveränität, den Verlust von kantonalen Rechten und die Gefährdung der Katholiken. Konfessionalisierung bedeutet im Falle von Josef Karl Benziger den Einbezug des Religiösen in die Politik – gleichsam die Benützung der Religion als politischen Massstab.

 

Im ersten Teil der Studie wird die Person Josef Karl Benziger beschrieben und in den Kontext von Zeitgenossen und ihrer Erfahrung von Konfessionalisierung gestellt. Ein zweiter Teil beleuchtet dann die wichtigste innerkantonale Auseinandersetzung der dreissiger Jahre: den Hörner- und Klauenstreit von 1838. Diese politische Auseinandersetzung ist weder durch den ursprünglichen Kon ikt um die Verteilung des Allmendnutzens im Bezirk Schwyz noch durch die liberalen Anliegen der fortschrittlichen Kräfte der äusseren Bezirke bestimmt. Ganz im Gegenteil: Der Regierung gelang es, mit dem Argument der Religionsgefahr den Wahlkampf wesentlich zu bestimmen. Benzigers Reaktion auf diese konfessionelle Au adung im Kanton Schwyz war typisch: Rückzug in den privaten Bereich und sein Geschäft. Das vierte Kapitel beschreibt das Zusammenwachsen des Kantons gerade durch die Konfessionalisierung, die auf eidgenössischer Ebene nach 1841 an Wichtigkeit gewann. Auch vor und während des Sonderbundskrieges kann diese Instrumentalisierung der Religion für politische Zwecke beobachtet werden. Auch wenn sich Benziger noch 1847 für einen friedlichen Ausgleich mit der Tagsatzung stark machte, zeigt die Studie, wie sich seine Einstellungen zu liberalen Postulaten angesichts der Mittel und Methoden der Radikalen verändert haben.

 

Das Anfreunden mit dem neuen Bundesstaat wurde ihm durch dessen Entstehungsgeschichte erschwert. Seine Anliegen für eine Veränderung des Kantons Schwyz sah Benziger hingegen in der neuen Verfassung verwirklicht. Seine Haltung zum Bundesstaat wurde durch die Erfahrungen mit der eidgenössischen Politik bestimmt.

 

Wer waren also die „Wegweiser“ ins katholische Ghetto? Den kirchlichen Wegweisern hat sich Benziger bis 1838 systematisch widersetzt. Anschliessend hat er sich aus der konfessionalisierten kantonalen Politik zurückgezogen. Die Geschehnisse der 1840er Jahre haben Benziger den Weg in das von Liberalen und Radikalen schlicht als „konservativ“ eingeschätzte Lager gewiesen und zur Übernahme konfessionell geprägter Argumentationsmuster geführt.

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