Lecture
Vertikal: Interdisziplinäre Perspektiven auf die Tiefen und Höhen der Schweiz
Die Schweiz hat eine ausgeprägte Affinität zur «Vertikalen»: Im 19. Jahrhundert wurden die imposanten Höhen der Alpen als zentrale Identitätsmarker im kollektiven Gedächtnis der Schweiz verankert; die Kolonisation der Lotrechten stand im 20. Jahrhundert sinnbildlich für die schweizerische Bergsteiger- und Ingenieurskunst. Heute beschäftigen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft andere Höhen und Tiefen: Es sind der «Dichtestress» und der Bau von Hochhäusern in den Städten, die Risiken des Einsatzes von Drohnen durch Private, die Potentiale subterraner Transport- und Logistikprojekte, die nachhaltige Nutzung des Untergrunds als Ressource und die chaotische Rechtslage unter Grund, die Herausforderungen für das Land darstellen. Ähnliche Problemlagen stellen sich weltweit: Menschen, Daten, Blicke und Ressourcen bewegen sich in unserer globalisierten Welt nicht nur entlang horizontaler, sondern immer öfter entlang vertikaler Achsen. Keine Global City ohne komplexe Kabel- und Transportsysteme im und aus dem Boden heraus, kein Überwachungs- und Sicherheitsregime ohne GPS, Satellitentechnologien und verbunkerte Datenzentren. Globalisierte Kulturen sind alles andere als flach!
Die Ringvorlesung «Vertikal» schafft ein innovatives Lehrformat, um Studierende und eine breite Öffentlichkeit in einer longue durée Perspektive mit den Höhen und Tiefen der Schweiz vertraut zu machen. Die Vorlesung ist explizit interdisziplinär und interfakultär angelegt: Referent*innen aus der Wissenschafts-, Umwelt- und Technikgeschichte, der Literaturwissenschaft, der Geografie, Geologie, Raumplanung und Architektur widmen sich der vertikalen Schweiz, ihrer Geschichte, den aktuellen Konfigurationen, Herausforderungen und Potentialen ihrer nachhaltigen Entwicklung. Die Vorlesung gewährt den Studierenden Einblick in unterschiedlichste methodische Zugangsweisen und thematische Schwerpunkte – von der Geothermieforschung und der Drohnennutzung über subterrane Rechtsfragen, die Suche nach Erdöl bis zu literarischen Raumobsessionen in der Vertikalen. Zudem spielen Aspekte der Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen, Mobilität und Raumplanung eine zentrale Rolle.
Die Ringvorlesung setzt nicht nur auf Interdisziplinarität, sondern auch auf den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und angewandten Wissensbereichen: Sie integriert eine Podiumsdiskussion, die öffentlich zugänglich sein wird und Vertreter*innen aus der Geschichtswissenschaft sowie aus Politik, Medien und Privatwirtschaft vereint. Den Studierenden wird damit auch die Chance geboten, zukünftige (angewandte) Berufsfelder kennenzulernen.
Organised by
Organisiert durch Prof. Dr. Silvia Berger Ziauddin, Prof. Dr. Christian Rohr (Historisches Institut), Prof. Dr. Jean-David Gerber (Geographisches Institut)
Veranstaltungsort
Unitobler, HörsaalF022
Lerchenweg 36
3012
Bern
Zusätzliche Informationen
Kosten
CHF 0.00
