Academic writing genre
PhD thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Volker
Reinhardt
Institution
Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit
Place
Fribourg
Year
2012/2013
Abstract
Seit den 90er Jahren haben kulturgeschichtliche Ansätze in der Erforschung des Schweizer Söldnerwesens Einzug gehalten. Das Ziel meines Dissertationsprojekts ist es, das Selbstverständnis der Offiziere deutlich zu machen. Ich will zeigen, wie sie ihre Tätigkeit gegen aussen vertraten und wie Kriegserfahrungen gedeutet und textlich wieder gegeben wurden. Die primären Quellen sind „Selbstzeugnisse“, Quellen zur eigenen Person, wie Tagebücher, Autobiographien, aufgeschriebene Erinnerungen, Lebensläufe oder Briefe.
Selbstzeugnisse wurden mit der Absicht geschrieben, eine bestimmte Aussage zu vermitteln. Meine erste Hypothese ist, dass sich die Offiziere gemäss den Vorstellungen der sozialen Elite, der sie angehörten, präsentierten. Einerseits als Empfehlung für die weitere militärische oder politische Karriere, andererseits um sich zu rechtfertigen oder vergewissern, dass sie ein Leben geführt hatten, dass den gesellschaftlichen Ansprüchen entsprach. Kritik an ihrer Tätigkeit wird von den Offizieren nicht beachtet, denn sie waren überzeugt, dass ihr Beruf der richtigen Lebensführung entsprach. Meine zweite Hypothese ist, dass die Schweizer Offiziere ihre Kriegserfahrungen gleich verarbeiteten wie die Offiziere anderer Armeen, und dass sie als Söldner keine besondere Einstellung zum Krieg besassen. Die Deutung von Kriegserlebnissen war nicht von Nationalität oder Ideologie abhängig, sondern von der Stellung als Offizier und der Herkunft aus einem privilegiertem Milieu. Die Männer mochten den Kriegsdienst als Handwerk oder Beruf verstehen, aber nicht, weil das einer schweizerischen Mentalität als abgebrühte Söldner entsprach, sondern den allgemeinen Vorstellungen im Militär des 18. Jahrhunderts. Als Offizier war das ehrenvolle Verhalten, die Treue zum Dienstherren und der Erwerb von Ruhm und Ehre wichtiger als Nation, Ideologie oder gar Konfession. Für die Untersuchung der Quellen stütze ich mich auf die Selbstzeugnisforschung, die schreibenden Akteure nicht als unabhängige Individuen sieht, sondern immer eingebunden in einem Netz aus Beziehungen und gesellschaftlicher Umgebung. Bei der Interpretation der Kriegserfahrungen stütze ich mich methodisch auf den Tübinger „wissenssoziologischen Erfahrungsbegriff“. Er definiert Erfahrung als gesamtgesellschaftliches Phänomen , das von veränderbaren Deutungsmustern abhängig ist.
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