Rezension: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen – Berichte aus den Kantonen Uri und Zug

In den letzten Jahren sind eine Reihe von Studien zur Geschichte fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in der Schweiz erschienen. Neben den Publikationen aus den beiden grösseren nationalen Forschungsprogrammen entstanden auch Detailstudien zu einzelnen Regionen, Kantonen, Städten und Einrichtungen. Hierzu gehören auch die beiden 2022 erschienen kantonalen Berichte: Susanne Businger und Nadja Ramsauer haben die «Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Kanton Uri» untersucht, ein Team von Autorinnen und Autoren um Thomas Meier die «Soziale Fürsorge im Kanton Zug».

Martin Lengwiler (Basel) hat diese beiden Studien in einer Doppelrezension besprochen und die Ergebnisse in den breiten Forschungsstand eingeordnet. Als neu und innovativ attestiert er beiden Untersuchungen, dass «die Autorinnen und Autoren den Opfern fürsorgerischer Zwangsmassnahmen viel Raum in ihrer Darstellung zugestehen» und dass «sich ihre Analyse konsequent bis in die Gegenwart erstreckt». Damit relativierten sie den viel zitierten Umbruch in den 1970er- und 1980er Jahren von rechtsstaatlich fragwürdigen zu rechtlich korrekten Massnahmen. Lengwiler bezeichnet beide Studien als «rundum gelungene Arbeiten, an denen sich künftige Forschungen in diesem Feld orientieren werden» und nennt abschliessend die Lücken, die diese Forschungen noch zu schliessen haben.

Diese Besprechung ist wie alle Rezensionen von infoclio.ch und HSozKult frei und online verfügbar.


Martin Lengwiler, Rezension zu: Businger, Susanne; Ramsauer, Nadja: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen im Kanton Uri, Altdorf 2022 / Meier, Thomas; Jenzer, Sabine; Akermann, Martina; Christensen, Birgit; Kälin, Judith; Bürgy, Valérie: Fürsorgen, vorsorgen, versorgen. Soziale Fürsorge im Kanton Zug von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Zürich 2022, in: infoclio.ch, 19.07.2024, https://www.infoclio.ch/de/rez?rid=133093>.