Projektionen in Wachs. Zu den Anfängen eines neuen bildgebenden Verfahrens in der Medizin des 18. Jahrhunderts

AutorIn Name
Walther
Fuchs
Academic writing genre
PhD thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Philippe
Sarasin
Institution
Neuzeit
Place
Zürich
Year
2010/2011
Abstract
Das transdisziplinäre Forschungsprojekt befasst sich mit der «Erfindung» und Einführung der plastischen Ana-tomie aus Wachs als neues Medium in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts in Europa. Zu Beginn des Zeitalters der Aufklärung tauchten plötzlich anatomische Wachsmodelle als neuer Typ von didak-tischen Medien auf, die den aktuellsten Diskurs über den menschlichen Körper repräsentierten. Eine bestimmte historische Konstellation hat kurz vor 1700 zur Innovation dieses neuen Mediums im Spannungsfeld von Politik, Bildung und Gesellschaft, Kunst, Wissenschaft und Medizin, Technologie, Ökonomie und Religion geführt. Die zentrale Frage des Projekts lautet: Warum und wie ist es um 1700 zur Innovation der plastischen Anatomie aus Wachs, als neues Medium der Körperrepräsentation, gekommen und welche Wirkungen hatten die neuen hyperrealistischen Medien auf das Körperverständnis des 18. Jahrhunderts? Als methodisches Framework dient die Diskursanalyse, in die auch Methoden der Mikrogeschichte ûnd des «practical turn» integriert werden. Das historische Diskurssystem konstituiert sich aus den «Produzenten des Wissens» (z. B. Vesal, Albinus, Haller, u. a.) und seinen «Repräsentationsformen» (Medien: Texte, Anatomieatlanten, Klappbilder, osteologische Modelle, u. Anatomiemodelle aus Wachs), den «Bewertern des Wissens» (Mitglieder von königlichen Akade-mien, Leibärzte des Königs, Naturwissenschaftler wie Albrecht v. Haller) und den «Konsumenten des Wissens» (Ärzte, Künstler, Laien). Die Regeln des Diskurses definieren für einen bestimmten Zusammenhang, oder ein bestimmtes Wissensgebiet, was sagbar ist, was gesagt werden soll, was nicht gesagt werden darf, und von wem es wann in welcher Form gesagt werden kann. Auf das operierende Diskurssystem wirken kontingente «äussere Ereignisse, Umstände» (Religion, Recht, Ökonomie, Wissenschaft, Kunst etc.), die den Diskurs verändern können oder aber auch nicht. Im Zentrum des Projekts stehen die anatomischen Wachsmodelle des Künstlers Giulio Gaetano Zumbo (1656-1701) und des Arztes Guillaume Desnoues (1650-1735), die als frühste Beispiele der plastischen Anatomie in Wachs gelten. Mit der detaillierten Analyse der Entstehungs-, Werk- und Wirkungsgeschichte dieser Modelle wird eine Mikroperspektive gewählt. Diese Nahsicht erlaubt es, mittels «dichter Beschreibung» von Mikroereignissen, reichhaltigere und besser begründete Aussagen über Geschichte in grösseren Zusammenhängen treffen zu können. Unter der Perspektive des «practical turn» soll der Werkprozess der wächsernen Anatomiemodelle von Gaetano Zumbo und seiner jeweiligen Partner untersucht werden. Hierzu wird eine nicht-invasive computertomografische Materialuntersuchung der noch greifbaren Modelle durchgeführt. Der Konstruktionsprozess und die dabei verwendeten Baumaterialien, wie Wachs, Holz und verschiedene Füllstoffe, lassen sich dank der Techniken der Computertomografie und der digitalen Bildverarbeitung zerstörungsfrei bestimmen. Die Befunde werden anschliessend mit historischen Quellen zum Werkprozess von anatomischen Wachsmodellen verglichen und in den spezifischen historischen Kontext gestellt. Onlinepublikation

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