„Maggie’s War“ – Falkland-Krieg 1982. Motive der Regierung Thatcher

AutorIn Name
Urs
von Allmen
Academic writing genre
Licenciate thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2002/2003
Abstract

Zentrales Thema dieser Arbeit sind die Motive und die Politik der britischen Regierung unter Margaret Thatcher im Zusammenhang mit dem Falkland-Krieg von 1982. Im Frühling 1982 kämpften Grossbritannien und Argentinien um den Besitz der doch recht lebensfeindlichen Falkland-Inseln, von den Argentiniern „Las Malvinas“ genannt. Es war ein Waffengang, den viele Zeitgenossen als absurd betrachteten. Auf Weisung der Junta in Buenos Aires besetzten argentinische Truppen im April 1982 in einer völkerrechtswidrigen Aktion die Inseln. Die dort ansässigen etwa 1'300 britischstämmigen „Kelpers“ brachten sie zur Empörung Londons in ihre Gewalt. Margaret Thatcher und ihre Regierung reagierten darauf mit der Entsendung einer „Task Force“, die aus Kriegsschiffen, Flugzeugen und Soldaten bestand. Nachdem nach Wochen alle diplomatischen Bemühungen gescheitert waren, eroberten britische Truppen die Inseln in einem kurzen, blutigen Krieg zurück. Auf argentinischer Seite fielen etwa 750 Soldaten, britischerseits mussten rund 250 Opfer beklagt werden. Noch heute fragen sich Wissenschaft und Öffentlichkeit, warum die Regierung Thatcher sich entschloss, ein so gewagtes und auch sehr teures Unternehmen für die „Befreiung“ dieses relativ unbedeutenden Archipels zu starten. 

 

Dieser Frage geht die Lizentiatsarbeit nach. Basis der Untersuchung bilden vier Quellen: Protokolle aus Parlamentsdebatten, Erzeugnisse der Printmedien („Guardian“ und „Economist“), eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Studie über die damaligen Ereignisse sowie persönliche Erinnerungen von Zeitzeugen. Näher unter die Lupe genommen werden vor allem die Motive von drei Schlüsselfiguren im Kriegskabinett von 1982: Premierministerin Margaret Thatcher, Verteidigungsminister John Nott und Aussenminister Francis Pym.

 

Einleitend wird im Hauptteil der Lizentiatsarbeit die Geschichte der Falkland-Inseln und des Konfliktes von 1982 überblicksartig dargestellt. Auch, wie sich dieser Konflikt über die Jahrhunderte hinweg entwickelte und welche Ansprüche die beiden rivalisierenden Länder bezüglich der Inseln manifestierten. In einem weiteren Kapitel werden sechs mögliche Motive für die Politik der Regierung Thatcher analysiert: wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Grossbritannien 1982, ökonomische Relevanz der Falkland-Inseln, geopolitische und strategische Bedeutung der Falkland-Inseln, Nord-Süd-Konflikt, Verteidigung von demokratischen Grundsätzen und nationale Ehre. Dieses Kapitel stellt dar, dass wirtschaftliche und geopolitische Motive für den Krieg weitgehend ausfallen. Ebenfalls kann belegt werden, dass die von der britischen Regierung aufgeführten Argumente nicht ausreichen, um den Falkland-Krieg als Nord-Süd-Konflikt zu klassifizieren.

 

Als Motiv sehr viel wichtiger war der Umstand, dass offenbar der argentinische Handstreich auf die „Malvinas“ der innenpolitisch hart bedrängten Regierung von Margaret Thatcher fast wie gerufen kam. Jetzt konnte die „Iron Lady“ mit ihrem Kabinett Stärke und Tatkraft zeigen. Dabei wurden in offiziellen Äusserungen immer wieder das Motiv der Verteidigung demokratischer Prinzipien und die Rechte der Falkländer strapaziert. Diese Argumente waren jedoch eher vorgeschoben. Viel ernster genommen werden muss die Frage der „nationalen Ehre“. Gerade Margaret Thatcher glaubte inbrünstig, das etwas ramponierte Image einer ehemaligen Grossmacht vor den Augen der Welt verbessern zu müssen. In der Tat hatte die argentinische Invasion das Potential, das britische Volk zu demütigen und den britischen Stolz zu verletzen. Das konnte in den Augen der Regierung Thatcher nicht toleriert werden, dafür war ein Preis zu bezahlen – in Form eines Krieges gegen Argentinien! Dies, obwohl es im Südatlantik kaum zwingende nationale Interessen zu verteidigen gab. Die Regierung in London sah sich genötigt zu reagieren, da die Öffentlichkeit in Grossbritannien nicht bereit war, die Demütigung unerwidert hinzunehmen. Alles in allem scheint das Motiv der verletzten nationalen Ehre tatsächlich sehr stark auf die Entscheidung der Regierung, die Inseln mit militärischen Mitteln wieder in Besitz zu nehmen, eingewirkt zu haben. Die Worte, die Maggie Thatcher in einem Interview mit dem „Daily Express“ am 26.7.1982 – nach gewonnenem Krieg! – äusserte, enthüllen die Relevanz dieses Motivs schonungslos: „It was understood right from the outset that the honour of our people and our country was at stake.“

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