Konfession im Kopf? Vormoderne Alphabetisierung und Volksbildung im Spiegel der Zürcher „Seelenbeschreibungen“

AutorIn Name
Michael
Egger
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Heinrich Richard
Schmidt
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2022/2023
Abstract

Die Erforschung der Alphabetisierung einer Gesellschaft ist so etwas wie die Klimageschichte der Kultur: Grundlagenforschung über die Möglichkeiten der Teilnahme von Frauen und Männern an den schriftlichen Diskursen ihrer Zeit. Die lange vorherrschende Meinung, in Mitteleuropa hätten um 1770 lediglich 15% der Menschen lesen können und erst die Aufklärung oder der liberale Staat des 19. Jahrhunderts hätten dies geändert (vor allem infolge Rudolf Schendas ‹Volk ohne Buch›, 1970), wurde von der Forschung mehrfach zu widerlegen versucht. Doch muss deren statistische Argumentationsbasis als dünn bezeichnet werden: Denn um Alphabetisierungsraten vor 1800 zu ermitteln, hat sich besonders die westeuropäische Forschung auf serielle Quellen mit Unterschriften stützen müssen, – eine dubiose Quelle für die Beantwortung der Fragen: «Wer kann lesen und wer schreiben?»

Nur wenige Lokalstudien konnten auf direkte Angaben zu Lese- und teilweise auch Schreibfähigkeiten zurückgreifen. Sie stützten sich auf sogenannte «Seelenbeschreibungen» – Gemeindeverzeichnisse von Pfarrern, die ab dem 17. Jh. auftauchen. Als Beschreibungen der Seelen – und nicht der Körper – waren sie Messinstrumente des persönlichen Glaubenswissens von Einzelpersonen; und damit auch der Alphabetisierung und Lektüre einfacher Leute. Gegenwärtig ist die Alphabetisierungsforschung in Europa fast zum Erliegen gekommen, weil solche «besseren Quellen» als Raritäten gelten.

Access to the work

Library

Academic works are deposited in the library of the university where they originated. Search for the work in the central catalogue of Swiss libraries