Die Frau hat einen Körper. Ist sie aber ihr Körper? Diese Frage treibt im ausgehenden 19. Jahrhundert die anarchistischen Feministinnen um. Die Frau sei im Kapitalismus verdinglicht, stellen sie fest. Wie der «Kapitalismus» den Arbeiterkörper in der Fabrik kolonialisiere, so mache er die Frau mit ihrem Körper zur Ware und reduziere sie auf ihre reproduktive Funktion. Für die Anarchistinnen wird der Körper Ausgangs- wie Bezugspunkt ihrer feministischen Kritik an Geschlechter- und Klassenverhältnissen. Aus der individuellen Erfahrung mit ihrer Leiblichkeit schliessen sie auf einen objektivierten «Frauenkörper» und leiten von ihm reproduktive Rechte ab. Sie politisieren körpernahe Themen wie Mutterschaft und Sexualität, um patriarchale Abhängigkeiten in freie Beziehungen zu überführen.
Der Frauenkörper im «Kapitalismus». Leiblichkeit und Patriarchatskritik im anarchistischen Feminismus, 1870–1940
Academic writing genre
Habilitation
Status
laufend/en cours
DozentIn Name
Prof.
Silvia
Berger Ziauddin
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2023/2024
Abstract