Die Exponiertheit der Lötschbergbahn gegenüber Naturgefahren. Prävention und Reaktion

AutorIn Name
Jérémie
Urwyler
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof. Dr.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2017/2018
Abstract
Die Lötschbergstrecke der BLS führt über und unter Berge, durch Täler und an Flüssen vorbei und ist damit immer Naturgefahren ausgesetzt. Seit Bau- und Betriebsbeginn Anfang des 20. Jahrhunderts kam es deshalb zu zahlreichen Betriebsunterbrechungen und auch Unfällen. In dieser Arbeit wird untersucht, welche Naturgefahren von der BLS als solche rechtzeitig erkannt wurden, mit welchen Schutzmassnahmen das Unternehmen darauf reagierte, wo die Grenzen des Streckenschutzes liegen und wie sich das Gefahrenmanagement der BLS in den letzten hundert Jahren entwickelt hat. Damit schliesst die Arbeit eine Forschungslücke: Es gibt bis heute keine umfassendere Untersuchung zu diesem Themenkomplex. Neben einigen Quellen aus dem Bundesarchiv und dem Staatsarchiv Bern wurde dabei insbesondere auf das umfangreiche Quellenkorpus des Privatarchivs der BLS zurückgegriffen, wobei von Briefen, Bauplänen, technischen Berichten, Kostenabrechnungen bis zu Schadensrapporten die unterschiedlichsten Quellenarten verwendet wurden. In einem ersten Teil wird dargestellt, dass in den Jahrzehnten unmittelbar vor dem Bau der Lötschbergstrecke durch politischen Druck, technologischen Fortschritt und raumplanerische Grossprojekte die nötigen Voraussetzungen für einen möglichst sicheren Eisenbahnbetrieb geschaffen wurden. Danach wird herausgearbeitet, mit welchen Herausforderungen – politischen, finanziellen, geologischen – die BLS beim Bau der Lötschbergstrecke konfrontiert war und welche Besonderheiten die Strecke aufweist. Im Hauptteil werden die drei Hauptgefahrenquellen analysiert: Lawinen, Sturzereignisse und Hochwasser. Zuerst wird dabei jeweils das Phänomen definiert, danach werden Fragen nach der Entstehung, der Zusammensetzung und den potenziellen Auswirkungen beantwortet, konkrete Ereignisse in den Blick genommen und die Reaktionen der BLS untersucht. Zunächst standen dabei jeweils kurzfristige Massnahmen wie Evakuierungen, Umleitungen und Streckenräumungen an. Für eine langfristige Absicherung wurden grossangelegte Verbauungsprojekte gestartet. Bei allen drei Naturgefahren wurden Bauten errichtet, die eine Ereignisauslösung verhindern, und solche, die ein ausgelöstes Ereignis abbremsen sollen. Insgesamt kann aufgezeigt werden, dass die BLS zu Beginn eher auf Vorfälle reagierte. Eine proaktive und präventive Vorgehensweise ist stärker in den späteren Jahren zu beobachten, was auch mit dem wissenschaftlichen Fortschritt der letzten Jahrzehnte zusammenhängt. So werden die Naturereignisse mittlerweile in Katastern erfasst, und mittels modernster Messtechnologien können nur schon die kleinsten Bewegungen in gefährdeten Gebieten registriert werden. Eine natürliche Schutzeinrichtung, die für alle drei in dieser Arbeit besprochenen Naturgefahren von zentraler Bedeutung ist und deshalb in einem eigenen Unterkapitel hervorgehoben wird, ist der Schutzwald. Dabei wird neben den Nutzungskonflikten zwischen Bahnbetreiber und Ansässigen sowie Wildtieren die Aufforstungstätigkeit der BLS insbesondere in den ersten Jahrzehnten nach der Streckeneröffnung herausgearbeitet. In einem letzten Kapitel dieser Arbeit wird verdeutlicht, dass ein integrales Gefahrenmanagement mit einer umfassenden Risikoanalyse nach bestimmten Normen und Richtlinien erst im Laufe der letzten Jahrzehnte entstanden ist. Am Beispiel eines technischen Berichts zu einem Sanierungskonzept von Trockenmauern auf der Nordrampe der Lötschbergstrecke wird am Schluss exemplarisch aufgezeigt, wie ein solches modernes, integrales Naturgefahrenmanagement bei der BLS aussieht.

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