Weshalb war die Schweiz mit europäischen Kolonien verflochten? Die historischen Gründe dafür sind nicht schweizerisch, sondern europäisch. Der Rundgang zeigt, welche neuen Einblicke der schweizerische «Kolonialismus ohne Kolonien» in die wenig bekannte Geschichte einer europäischen Integration durch gemeinsame imperiale Expansion ermöglicht.
Bernhard C. Schär ist Professor am Institut für politische Studien an der Universität Lausanne und leitet eine internationale Forschungsgruppe zur Globalgeschichte der Schweiz im 19. Jahrhundert. Er ist unter anderem Autor des Buches «Tropenliebe» (Campus, 2015) und hat ein Forschungsprojekt über Schweizer Söldner in der niederländischen Kolonialarmee in Südostasien geleitet. Er ist ausserdem Ko-kurator der Ausstellung «Widerstände. Vom Umgang mit Rassismus in Bern» am Bernischen Historischen Museum. https://wp.unil.ch/collaborativehistory/Die Ausstellung
Ab dem 16. Jahrhundert waren Personen und Unternehmen aus der Eidgenossenschaft mit dem kolonialen System eng verflochten. Einzelne Schweizer Firmen sowie Privatpersonen beteiligten sich am transatlantischen Sklavenhandel und verdienten am Handel mit Kolonialprodukten und durch die Ausbeutung versklavter Menschen ein Vermögen. Schweizerinnen und Schweizer waren als Missionare auf der ganzen Welt unterwegs. Andere dienten, getrieben von Armut oder Abenteuerlust, als Söldner in europäischen Heeren, die koloniale Eroberungen machten und den Widerstand der indigenen Bevölkerungen bekämpften. Aber auch Fachleute aus der Schweiz stellten ihr Wissen in den Dienst der Kolonialmächte. An den Universitäten Zürich und Genf wurde zudem rassistisches Denken gelehrt, das international verbreitet wurde und der Legitimation des kolonialen Systems diente.
Basierend auf neusten Forschungsresultaten, anhand von konkreten Beispielen und illustriert mit Objekten, Kunstwerken, Fotografien und Dokumenten bietet die Ausstellung im Landesmuseum Zürich erstmals einen umfassenden Überblick über die koloniale Verflechtungsgeschichte der Schweiz. Mit Aktualitätsbezügen geht sie ausserdem der Frage nach, was das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart bedeutet.
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