Conference
Zweite internationale ZAZH-Tagung
(neuer Termin)
Die Berufung auf die Antike gehört bis in die jüngste Gegenwart hinein zu den Standardnarrativen, mit denen eine europäische Identität zu begründen versucht wird. Die beschwörende Bezugnahme auf 'die Antike' – als vermeintlich homogenes Phänomen westlicher Überlegenheit – und die Aufforderung zur Rettung des 'Abendlandes' sind heute in rechtspopulistischen Kreisen besonders verbreitet, während zugleich von linker Seite jede Bezugnahme auf vermeintlich westlich-europäische Werte radikaler Kritik unterzogen wird. Dies macht die Suche nach antiken Wurzeln europäischer Identität ebenso heikel wie vordringlich, wobei gegen simplifizierende Instrumentalisierungen die spannungsreiche Vielstimmigkeit sowohl der antiken Wirklichkeit wie ihrer vielfältigen Rezeptionen ins Licht zu rücken ist.
Historisch betrachtet fussen viele kulturelle, wissenschaftliche und politische Errungenschaften Europas unbestreitbar direkt oder indirekt auf einem Fundament, das in der Antike durch die griechisch-römische Philosophie, das römische Recht, die Wissenschaft, Literatur, die antike politische Ideenwelt und das Christentum, die Ökonomie und Architektur gelegt wurde. Als integraler Bestandteil Europas wahrgenommen und konzipiert bildet in diesem Sinne die griechisch-römische Antike, die ihrerseits auf den Schultern der älteren ägyptischen und mesopotamischen Kulturen ruht, einen bedeutenden Referenzrahmen für viele neuzeitliche Formen der Selbstvergewisserung und Identitätskonstruktion. Dieser Referenzrahmen ist dabei zu einem grossen Teil über nachantike Prozesse der vertikalen Akkulturation vermittelt ist, die auch über den europäischen Raum hinaus zu beobachten ist.
Die Tagung «Identitätskonstruktionen – Zur Rolle der Antike für die europäische und aussereuropäische Selbstfindung» setzt sich zum Ziel, die Vielschichtigkeit und die Dynamiken der Prozesse herauszuarbeiten, die sich auf ganz unterschiedliche Vorstellungen von Antike beziehen und in der Neuzeit die Narrative europäischer Identität steuern, besetzen und beleben. Dabei soll das ausserordentlich weite Thema exemplarisch anhand repräsentativer Beispiele aus verschiedenen Bereichen durchdekliniert werden.
Kongresssprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch.
Detailliertes Tagungsprogramm
Keynotes
François Bayrou (Haut-Commissaire au Plan, Maire de Pau)
Prof. Dr. Edith Hall (King's College London)
Dr. Stéphanie-Anne Ruatta (Ubisoft Québec)
Vortragende
Prof. Dr. José Luis Alonso (Universität Zürich)
Tejas S. Aralere (University of California, Santa Barbara)
Prof. Dr. Shadi Bartsch-Zimmer (University of Chicago)
Sarah Budasz (Universität Amsterdam)
Prof. Dr. Hans Daiber (Goethe-Universität Frankfurt/Main)
Dr. Thomas Davies (University of Melbourne)
Prof. Dr. Sotera Fornaro (Università degli Studi di Sassari)
Yasmin Frommont (Staatliche Akademie für Bildende Künste Stuttgart)
Prof. Dr. Jürgen Leonhardt (Universität Tübingen)
Dr. Katherine Kelaidis (National Hellenic Museum, Chicago)
Prof. Dr. Wolfram Kinzig (Universität Bonn)
Prof. Dr. Martin Korenjak (Universität Innsbruck)
Joschka Meier (Universität Zürich)
Prof. Dr. Jackie Murray (University of Kentucky)
Prof. Dr. Stefan Rebenich (Universität Bern)
Prof. Dr. Alessondra Saggioro (Universität Rom)
Dr. Anna Schriefl (Humboldt-Universität zu Berlin)
Dr. David van Schoor (Rhodes University)
Dr. Blaz Zabel (University of Ljubljana)
Organised by
ZAZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich: Barbara Holler, Christoph Riedweg, Victor Walser, Paul Widmer
Veranstaltungsort
Universität Zürich
Zürich
Event language(s)
German
French
English
Zusätzliche Informationen
Kosten
CHF 0.00
