In- und ausserhalb der infoclio.ch-Räumlichkeiten ist eine Diskussion um die Videos, die compas – Strukturiertes Forschen im Web bewerben, entbrannt. Tatsächlich, die stereotypen Darstellungen - und insbesondere jene der naiven und unbeholfenen Geschichtsstudentin Sophia - sind ungeschickt gewählt. Sie bieten aber eine Gelegenheit, über den gender gap in den Digital Humanities zu diskutieren.
Um auf die Fragen in Enrico Natales Blogbeitrag, der diesem vorangeht, zurückzukommen: Frauen wissen die digitalen Werkzeuge anzuwenden! Wir benutzen sie ständig im Studium, in der Forschung, aber auch in der wissenschaftlichen und alltäglichen Kommunikation. Woran es allerdings mangelt, ist die Sichtbarkeit der Frauen im Internet. Frauen treten weniger (gern) öffentlich in Erscheinung, wie folgende Beispiele verdeutlichen:
- Frauen nutzen Wikipedia auch. Aber weniger als 10% der deutschsprachigen Wikipedia-Artikel-Schreibenden sind Autorinnen!
- Wie sich in den Blogrankings zeigt, werden von Frauen verfasste Blogs in der deutschsprachigen Blogosphäre weit weniger wahrgenommen als jene der Männer, obwohl tatsächlich auch Frauen eifrige Bloggerinnen sind.1 Ein Blick auf die Blogplattform de.hypotheses.org zeigt zudem, dass Frauen auch zu wissenschaftliche Themen bloggen: Ziemlich genau die Hälfte der dort vereinten geistes-und sozialwissenschaftlichen Blogs wird derzeit nämlich von Frauen geschrieben oder zumindest administriert, denn bei einigen handelt es sich um Gemeinschaftsblogs.
- Vergangenen November fand in Lausanne das erste THATCamp der Schweiz statt. Diese Unkonferenz unterscheidet sich von bekannteren Veranstaltungsformen dadurch, dass nicht vorbereitete Referate die Themen bestimmen, sondern von den Teilnehmenden vor Ort vorgeschlagen und anschliessend – sofern genügend Interessierte dies wollen – in Sessionen diskutiert werden. Trotz der zahlreichen Teilnehmerinnen (40% aller Anwesenden) wurden von den insgesamt 16 Sessionen gerade mal 2 von Frauen initiiert und geleitet! Immerhin hat dies einige Frauen dazu verleitet, die Session von Mills Kelly zu kapern und das vorgesehene Thema durch „Women in Social Media" zu verdrängen.2 Schon damals wurden allerdings mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet…