Wie in jeder anderen Region auf der Welt muss auch die Bevölkerung des Kantons Wallis mit der Bedrohung durch Naturgefahren leben. Aktuell wird gerade die dritte Rhonekorrektion geplant und an den neuralgischen Punkten der Rhone bereits ausgeführt. Die Eindämmung der Rhone und ihrer Seitenbäche war aber bereits im 19. Jahrhundert ein ständiger Kampf der Walliser Bevölkerung gegen die Naturgewalten. Um die Studie einzugrenzen, wurde der Schwerpunkt der Untersuchung auf die Ereignisse und die Entwicklungen im Oberwallis gelegt. Die Eckdaten dieser Lizentiatsarbeit bilden die Jahre 1848 und 1867, wobei die Überschwemmungen des Jahres 1860 eine besondere Berücksichtigung erhalten.
In einem ersten Teil der Arbeit wird ein Überblick über die Naturkatastrophen im Oberwallis gegeben. Dabei werden Aspekte wie Unterstützung und Hilfeleistungen für die betroffene Bevölkerung, Sofortmassnahmen und Prävention nach den Ereignissen erörtert, aber auch die Verbauungen der Wildbäche und die Eindämmung der Rhone werden thematisiert. Um diese Informationen besser in die damaligen Verhältnisse einbetten zu können, wird ein kurzer Abriss über das Land und die Bevöl-
kerung an der jungen Rhone gegeben. Ergänzend befinden sich im Anhang verschiedene Karten und auch tabellarische Übersichten zu den Naturkatastrophen, zusammengestellt aus verschiedenen Quellen wie Zeitungsberichten, etwa den Angaben aus dem „Walliser Wochenblatt“, oder Chroniken, z.B. Angaben aus „Lanz-Stauffer/Rommel“.
In einem weiteren Abschnitt setzt sich die Studie mit der Beschreibung der Ereignisse im „Walliser Wochenblatt“ auseinander. Dieses Blatt war die einzige deutschsprachige Zeitung im untersuchten Zeitraum, konservativ und regierungstreu ausgerichtet. Die Untersuchung beschränkt sich hierbei auf die Darstellung der Naturkatastrophen in dieser Zeitung und die Wahrnehmung der Katastrophen und deren Ursachen durch die Oberwalliser Bevölkerung. Alle Quellentexte aus dem „Walliser Wochenblatt“ zu den Meldungen über die Ereignisse sind im Anhang aufgeführt.
Der Hauptschwerpunkt der Arbeit liegt dann auf den Überschwemmungen von 1860. Hierbei werden zuerst die einzelnen Ereignisse im Detail angesprochen, wobei auf die massive Häufung von vielen kleineren und grösseren Überschwemmungen in diesem Jahr eingegangen wird. Die politischen Auswirkungen, Sofortmassnahmen nach den Ereignissen und die Planung der Prävention stehen dann im Mittelpunkt der Untersuchung. Die Gesellschaft im Wallis hat sich durch die neuen Entwicklungen bei der Bewältigung der Naturkatastrophen verändert, wie die Rekonstruktion der Abläufe in den 1860er Jahren zeigt. Im Zusammenhang mit der Planung und Ausarbeitung der präventiven Projekte gegen die immer wiederkehrenden Überschwemmungen in der Rhoneebene spielen auch die aufkommende Regulierung der Forstwirtschaft und der Eisenbahnbau durch das Wallis eine Rolle. Abschliessend wird der Bogen zur heutigen Situation im Oberwallis gespannt, wo gegenwärtig die 3. Rhonekorrektion in Angriff genommen wird. Dieser Ausblick soll verdeutlichen, dass die Bevölkerung im Oberwallis sich immer noch intensiv mit den Überschwemmungen der Rhone und ihrer Seitenbäche beschäftigen muss. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich auf drei Aspekte fokussieren. Zuerst einmal wird aufgrund der Untersuchung klar, dass die Überschwemmungen in der Zeit von 1848–67 die Oberwalliser Bevölkerung immer stärker belastet haben. Vor allem die Gemeinden in der Rhoneebene hatten unter den Folgen der Ereignisse zu leiden. Als Zweites lässt sich festhalten, dass die Überschwemmungen von 1860 vielseitige politische Auswirkungen auf kommunaler, kantonaler und eidgenössischer Ebene mit sich brachten. Zudem haben sich in der Walliser Gesellschaft neue wissenschaftliche Erkenntnisse durchgesetzt und die Expertenberichte führten zu Veränderungen in der Wahrnehmung der Ereignisse. Als letzter Aspekt ist der Übergang von kleinräumigen Eindämmungsversuchen der einzelnen betroffenen Gemeinden in der Rhoneebene zu einem kantonal geplanten und eidgenössisch unterstützten Korrektionsprojekt zu erwähnen, was schlussendlich zur Planung und Durchführung der 1. Rhonekorrektion geführt hat. Jedoch sind die Auseinandersetzungen der Oberwalliser Bevölkerung mit den Naturgewalten an der jungen Rhone noch immer nicht ausgestanden, dies zeigen die Bemühungen der 3. Rhonekorrektion.