Die Ehefrauen der sowjetischen Staatsoberhäupter in den sowjetischen Printmedien. Von Nina Petrovna Chruščëva bis Raisa Maksimovna Gorbačëva

AutorIn Name
Miriam
Hösli
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Julia
Richers
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2020/2021
Abstract
Die First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit. Dem war auch während des Kalten Krieges so, und ihre Präsenz in den Medien entsprechend gross. Die Namen der First Ladies sind uns bis heute ein Begriff, und die meisten haben ein Bild vor sich, wenn man von Jackie Kennedy oder Patricia Nixon spricht. Doch kaum jemandem sind dagegen die Ehefrauen der sowjetischen Staatsoberhäupter dieser Zeit ein Begriff. Frauen in der Sowjetunion wurden, wie eigentlich überall auf der Welt, klare Rollen zugeschrieben. Gesetzlich waren sie Männern gleichgestellt, und der Staat förderte durch staatlich organisierte Kinderbetreuung, dass Frauen einer bezahlten Arbeit nachgehen konnten. Das Doppeleinkommen war oft auch notwendig, um eine Familie zu ernähren. Meist waren Frauen im Bildungsoder Gesundheitswesen tätig, obwohl grundsätzlich alle Berufsfelder Frauen offenstanden. Daneben sollten Frauen Gattinnen und Mütter sein, die sich um die Familie und den Haushalt kümmerten. Das sowjetische Ideal der werktätigen Mutter zeichnete sich auch in dem propagierten Erscheinungsbild der Frauen ab. Sie sollten keinen Schmuck oder Schminke und nur einfache und funktionale Kleidung tragen, die bei der Arbeit nicht störte. Erst in den 1980er Jahren kam man von diesem Bild ab und versuchte das äussere Erscheinungsbild der Frauen nicht mehr so stark zu politisieren. Gleichzeitig wurden in der Sowjetunion stets Versuche unternommen, Frauen vermehrt in die Politik einzubinden. Auf lokaler Ebene gelang dies auch, jedoch nahmen Frauen meist Funktionen ein, die sich mit sozialen Fragen und der Gesundheitsversorgung beschäftigten. Diese von Frauen wahrgenommenen Funktionen zählten nicht zu jenen, die zu einem Sprung auf der Karriereleiter führten. So fanden sich in den obersten politischen Rängen nur wenige Frauen, und auch alle Staatsoberhäupter der Sowjetunion waren Männer. Die Ehefrauen dieser Staatsmänner traten insbesondere bei Staatsbesuchen im Inund Ausland oder bei Besuchen in Kindergärten, Spitälern oder Frauenorganisationen an die Öffentlichkeit. Den meisten ist heute Raisa Maksimovna Gorbačëva noch ein Begriff. Viele kennen sie als lächelnde, stets gut gekleidete Frau an der Seite Michail Sergeevič Gorbačёvs, aber auch als Frau, die innerhalb der Sowjetunion für ihre westlichen, immer modischen Kleider kritisiert wurde. Ausserdem soll sie Einfluss auf ihren Ehemann genommen haben, was besonders in konservativen Kreisen nicht auf Begeisterung stiess. Nicht nur sie, sondern auch ihre Vorgängerinnen hatten in den sowjetischen Zeitungen den einen oder anderen Auftritt. So war Nina Petrovna Chruščëva – Ehefrau von Nikita Sergeevič Chruščëv – die erste Ehefrau eines sowjetischen Staatsoberhauptes, die ihren Mann auf Auslandsreisen begleitete, dies sogar in die USA – dem Gegenspieler der Sowjetunion während des Kalten Krieges. Aber auch über Viktorija Petrovna Brežneva – Ehefrau von Leonid Il'ič Brežnev –, Tat’jana Filippovna Andropova – Ehefrau von Jurij Vladimirovič Andropov – und Anna Dmitrievna Černenko – Ehefrau von Konstantin Ustinovič Černenko – wurde in der sowjetischen Presse mehr oder weniger berichtet. All diese Frauen hatten eine gute Ausbildung genossen und waren mehre Jahre in ihren Berufen tätig gewesen. Einige von ihnen waren auch politisch sehr aktiv, was sie in späteren Jahren zugunsten der Karriere ihres Mannes zurückstellten. Der Rolle als Hausfrau und Mutter wurde der Vorzug gegeben. Geprägt von ihrer Herkunft und der Art, wie sie sich in der Öffentlichkeit gaben, zeigten sie ein Bild einer sowjetischen Frau, das oft, aber nicht immer in allen Teilen, mit dem offiziellen Frauenbild des Staates übereinstimmte. Die Zensur der sowjetischen Presse hatte ohnehin für ein mit der Ideologie des Staates stimmiges Bild gesorgt. Zusammenfassend untersucht diese Arbeit einerseits die Rolle(n) der Ehefrauen der sowjetischen Staatsoberhäupter der Jahre 1953 bis 1991 sowie deren Abbildung in sowjetischen Zeitungen und prüft andererseits, ob sich das offizielle Frauenbild der Sowjetunion in der Darstellung dieser Frauen widerspiegelte.

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