Das Trainpferd in der Schweizer Armee. Eine zivil-militärische Beziehung

AutorIn Name
David Michael
Schenker
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2020/2021
Abstract
Die Masterarbeit entstand im Zusammenhang mit dem SNF-Forschungsprojekt „Kulturen und Raumordnungen der Arbeitstiere. Grundlagen zu einer Geschichte der tierlichen Trag‐ und Zugarbeit, 1750–1950“, einer Kooperation der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) mit dem Archiv für Agrargeschichte (AfA). Die Arbeit hat auf der Basis einer historisch-hermeneutischen Herangehensweise eine historische Betrachtung von Arbeitstieren in militärischen Quellen zum Ziel. Dabei ist die zivil-militärische Beziehung zwischen der Nutzung von Pferden im Armeetrain und motorbetriebenen Fahrzeugen im Umfeld der Militärgeschichte der Schweiz bislang kaum untersucht worden. Dies verblüfft, da gerade das Pferd jahrhundertelang bis zur Motorisierung der grosse „Helfer“ bzw. das vielseitig genutzte „Werkzeug“ war, wodurch sich die zivilen oder militärischen Besitzer einen Vorteil für sich verschafften oder dies zumindest erhofften. Heute, im 21. Jahrhundert, ist das Pferd in der Armee vermehrt zu einem Publikumsmagnet geworden, gleichsam ein Public-Relations Werkzeug. Der Untersuchungszeitraum der Masterarbeit beginnt vor dem Ersten Weltkrieg, konkret im Jahr 1911. Die Truppenordnung aus diesem Jahr war die letzte vor dem Ersten Weltkrieg und bildet somit einen geeigneten Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung. Der Erste wie auch der Zweite Weltkrieg sind in der Untersuchungsperiode enthalten; somit können auch die Einflüsse dieser beiden Kriege an den Grenzen der Schweiz auf die Ansprüche an das Trainpferd gut abund nachgebildet werden. Der zu untersuchende Zeitraum endet nach dem Zweiten Weltkrieg um 1950, da im Krieg militärische und technische Neuerungen und Taktiken erprobt und auf ihre Tauglichkeit in der Realität getestet wurden. So flossen die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Truppenordnung der Schweizer Armee und deren Neuausrichtung hinsichtlich der Waffentechnik, Führung und Armeezusammenstellung ein. Die Debatte über die Schwerpunkte der Aufrüstung und Technisierung der Schweizer Armee hielt über den gesamten Untersuchungszeitraum in zivilen wie militärischen Kreisen an. Das Pferd, im Speziellen das Trainpferd, stand hierbei zur Debatte und war Teil der Diskussion über die Aufrüstung und Reorganisation der Schweizer Armee. Die Zahl der Trainpferde nahm zwischen 1911 und 1950 stetig ab. Für die Frage, wie sich der zivile bzw. militärische Anspruch an das Trainpferd änderte, wurden in der Masterarbeit erstens Amtsdruckschriften wie Bundesratsbeschlüsse sowie die Protokolle der Kommissionen, die sich mit der Armee, dem Import, der Zucht und der Ausbildung von Pferden für den Armeetrain befassten, analysiert. Zweitens wurden Berichte in Zeitungen und landwirtschaftlichen Fachzeitschriften herangezogen, um die Sichtweise, Beweggründe und Diskussionen der Zivilbevölkerung darzulegen. Drittens wurde die Sichtweise des Militärs und dessen Vertretern über die Analyse von Artikeln in militärischen Fachzeitschriften oder Berichten von Vertretern der Armee miteinbezogen. Die Masterarbeit zeigt auf, welche zivilen und militärischen Ansprüche an das Trainpferd in den Jahren 1911–1950 gestellt wurden, im Speziellen während des Ersten wie auch des Zweiten Weltkrieges. In der Schweiz, welche nicht direkt in das Kriegsgeschehen involviert war, lassen sich trotzdem Auswirkungen auf die Ansprüche an das Trainpferd feststellen. Das Trainpferd wurde immer mehr durch motorisierte Kraftwägen ersetzt, insbesondere aufgrund der monetären, technischen und leistungsabhängigen Vorteile. Der Einsatz des Trainpferdes beschränkte sich vermehrt auf unwegsame Gebiete, in welchen Motorfahrzeuge erschwert bis gar nicht operieren konnten. Dieser Verdrängungsprozess wurde allerdings durch Engpässe bei der Versorgung mit Militärfahrzeugen zeitweise abgebremst. Zusätzlich kann aufgezeigt werden, dass es durch die militärische Requisition von Pferden aus den landwirtschaftlichen Betrieben zu einer Neuorientierung und motorisierten Optimierung bei der Bewirtschaftung von Ackerflächen kam. Die Motorisierung der Landwirtschaftsmaschinen und des Traktors führten zu einer verminderten zivilen Nachfrage nach Pferden, was sich auch auf das Pferdeangebot des Militärs auswirkte.

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