Buchvernissage: «Wir machen einen grossen Schritt ins Leben»

6. February 2025 - 19:00 bis 21:00
Vernissage

Am 7. Februar 1945, kurz vor der Kapitulation Deutschlands, erreichte ein Rettungstransport mit 1200 Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto Theresienstadt St. Gallen. Angestossen hatte die Befreiungsaktion 1944 das Schweizer Ehepaar Recha und Yitzchok Sternbuch, das die Unterstützung von Jean-Marie Musy fand. Der katholisch-konservative Altbundesrat trat mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler, den er persönlich kannte, in Verhandlungen ein. Himmler versprach sich  einen Reputationsgewinn NS-Deutschlands bei den Westalliierten und veranlasste die Zusammenstellung des Transports.


Wer waren die Menschen, die durch diese Aktion in die Schweiz gelangten? Wie erlebten sie die Auswahl für den Transport und ihren Aufenthalt in der Schweiz? Wohin migrierten sie nach Kriegsende weiter? Welchen Platz nimmt die Befreiungsaktion in ihren Erinnerungen ein? Einem biografischen Ansatz folgend, wird die Geschichte dieser Rettungsaktion erstmals mit einem Fokus auf die Befreiten erzählt. Ihre Perspektiven werden anhand von Tagebüchern, Memoiren, Briefwechseln, Postkarten, Zeitzeug:inneninterviews und Poesiealben analysiert. Ergänzt wird die Studie durch systematische soziodemografische Informationen zu den Befreiten, die aus Flüchtlingsakten des Schweizerischen Bundesarchivs gewonnen werden, sowie durch die Perspektiven der Schweizer Behörden, von Häftlingen im Ghetto Theresienstadt, die sich gegen eine Teilnahme am Transport entschieden, und von Schweizer:innen, die mit den Befreiten in Kontakt kamen.

 

Das Buch entstand im Rahmen des Forschungs- und Public-History-Projekts «Zug in die Freiheit» der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte mit internationalen Partnerorganisationen. Die Studie untersucht den Befreiungstransport, der auf einer privaten Initiative beruhte und im Februar 1945 1200 Häftlinge aus dem Ghetto Theresienstadt in die Schweiz brachte und damit vor der Ermordung im Holocaust rettete. Die meisten der Befreiten wurden im Hadwigschulhaus untergebracht, bevor sie in weitere Flüchtlingslager und -heime gebracht wurden.

 

Thomas Metzger ist Professor für Geschichte an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen. Er beschäftigt sich mit der Geschichte gesellschaftlicher Inklusions- und Exklusionsmechanismen, insbesondere mit Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus.
Helen Kaufmann ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen. Sie beschäftigt sich aus geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive mit Zeitzeug:innen-Interviews von zur NS-Zeit Verfolgten.

 

Am 6. Februar 2025 jährt sich die Befreiungskation zum achtzigsten Mal. In diesem Zusammenhang ist die Vernissage auch als Gedenkanlass zu verstehen.

19.00 Uhr Buchvernissage 
20.00 Uhr Apéro

Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt. Eine digitale Teilnahme per Teams ist möglich. 

Um Anmeldung wird gebeten. Registration is requested.

 

Thomas Metzger, Helen Kaufmann (Hg.): «Wir machen einen grossen Schritt ins Leben». Die aus dem Ghetto Theresienstadt Befreiten in der Schweiz: Lebenswege und Erinnerungen, Zürich 2025.

 

Organised by
Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen

Veranstaltungsort

Aula Hochschulgebäude Hadwig
Notkerstrasse 27
9000 
St. Gallen

Kosten

CHF 0.00