Der Geheime Rat in der Republik Bern. Institutionalisierung, Legitimierung und Praxis der Arkanpolitik im 17. und 18. Jahrhundert

AutorIn Name
Debora
Heim
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Nadir
Weber
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2022/2023
Abstract

Arkanpolitik und Geheimhaltungspraktiken nahmen in der Frühen Neuzeit stark an Bedeutung zu. Insbesondere für Monarchien wurde in verschiedenen Studien aufgezeigt, dass die Fähigkeit zur Geheimhaltung oft als entscheidendes Merkmal fähiger Herrschender bewertet wurde. Weniger untersucht wurde dagegen bisher die Bedeutung der Arkanpolitik in republikanischen Staatssystemen der Frühen Neuzeit.

Die vorliegende Arbeit kann am Fallbeispiel der Republik Bern demonstrieren, dass das Geheimnis auch dort einen wichtigen Platz im politischen Geschehen einnahm. Besonders wichtig im Zusammenhang mit der Arkanpolitik in Bern war der Geheime Rat, welcher im Lauf des 17. Jahrhunderts stark an Bedeutung gewann. Anhand der Geheimen Ratsmanuale, die Sitzungsprotokolle und Korrespondenzen enthalten, wurde dieses Gremium hier genauer untersucht. Methodisch schliesst die Arbeit insbesondere an Forschungen zum frühneuzeitlichen Republikanismus an, in welchen die republikanischen Systeme in den eidgenössischen Orten mehr als Praxis denn als theoretisches Konstrukt interpretiert wurden. Zudem verfolgt die Arbeit einen informationsund kommunikationsgeschichtlichen Ansatz.

Im ersten Teil stehen die Entstehung und Entwicklung des Geheimen Rats im Zentrum. Die Arbeit zeigt auf, dass sich der Geheime Rat als Antwort auf die Bedürfnisse der neu entstehenden souveränen Republik im 17. Jahrhundert entwickelte und von einem sporadisch und nach Bedarf eingesetzten Gremium zu einer Institution wurde, welche regelmässig zusammenfand und über ein festes Mitgliederkorpus verfügte.

Diskutiert werden zudem die Zusammenhänge zwischen der Entstehung des Geheimen Rats und den Oligarchisierungstendenzen innerhalb des politischen Systems der Republik ab der Mitte des 17. Jahrhunderts. Hier fällt auf, dass der Geheime Rat sich durch verschiedene antioligarchische Merkmale von anderen Gremien unterschied, so etwa die Bindung der Mitgliedschaft an bestimmte Ämter und die Kontrolle durch die „Heimlicher von Burgern“.

Im zweiten Teil der Arbeit wird untersucht, weshalb der Geheime Rat trotz seiner bedeutenden Position nicht als Bedrohung für die Souveränität des Grossen Rats wahrgenommen, sondern als legitime und notwendige Institution betrachtet wurde. Drei Praktiken lassen sich als zentrale Legitimationsgrundlagen festhalten: Der Geheime Rat musste sich in all seinen Handlungen stets auf das Gemeinwohl beziehen, er wurde durch andere Ratsgremien wie auch durch die „Heimlicher von Burgern“ ständig kontrolliert und er legte schliesslich über seine Aktivitäten in Form von Sitzungsprotokollen schriftlich Rechenschaft ab.

In einem letzten Teil der Arbeit wird die Tätigkeiten des Geheimen Rats genauer betrachtet. Dabei kann gezeigt werden, dass seine Aktivitäten sich insbesondere auf fünf Politikbereiche erstreckten: Das Justizwesen, Konfliktsund Kriegssituationen, die Diplomatie, Investitionen im Ausland und die Kontrolle des Regierungsund Verwaltungssystems. Innerhalb dieser Bereiche übte der Geheime Rat unterschiedliche Funktionen aus. Zentral war insbesondere seine Rolle in der Beschaffung von Information. Gerade weil die Informationskanäle in der Frühen Neuzeit unsicher waren und Gerüchte schnell entstanden, brauchte es eine Institution, welche zuverlässige Informationen zusammentrug und Gerüchte überprüfte, um der Obrigkeit eine angemessene Entscheidungsfindung überhaupt ermöglichen zu können. Eng damit verbunden war die Funktion als vorbereitendes und beratendes Gremium für den Grossen Rat. Der Geheime Rat wurde oft mit grosser Verantwortung betraut, führte Verhandlungen, arbeitete Gutachten aus und traf provisorische Entschlüsse, so dass die Rolle des Grossen Rats sich teilweise darauf beschränkte, vom Geheimen Rat vorbereitete Geschäfte gutzuheissen. Als ebenso wichtig stellte sich schliesslich die koordinierende und kontrollierende Funktion des Geheimen Rats heraus, welche die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Instanzen der Regierung und Verwaltung strukturierte und vereinfachte.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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