Die Partei National Orientierter Schweizer: (Dis-)Kontiunität im Schweizer Rechtsextremismus?

AutorIn Name
Kasimir
Krebs
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Silvia
Berger Ziauddin
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2022/2023
Abstract

Die Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) wurde im Jahr 2000 durch Mitglieder des international agierenden Skinhead-Netzwerks Blood and Honour gegründet. Bis zu ihrer Auflösung im Frühjahr 2022 war die Partei zwischenzeitlich eine der federführenden rechtsextremen Gruppierungen in der Schweiz. Mit dem Einzug der PNOS in die Langenthaler Legislative im Jahr 2004 beteiligte sich erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine rechtsextreme Partei an der institutionalisierten Politik der Schweiz. Trotz ihrer zentralen Bedeutung im Kontext des schweizerischen Rechtsextremismus existiert bis dato keine wissenschaftliche und historische Auseinandersetzung mit der PNOS. Sofern überhaupt eine Erwähnung erfolgte, beschränkt sich diese auf marginale Nennungen. Dieser Zustand widerspiegelt ein allgemeines Muster der unzureichenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der extremen Rechten in der Schweiz.

 

Vor dem Hintergrund dieser Forschungslücke widmet sich die Masterarbeit der geschichtswissenschaftlichen Aufarbeitung der PNOS. Der Analyseschwerpunkt liegt dabei auf ihrem Entwicklungsverlauf, den Feindbildformationen sowie auf der Frage, inwiefern die Partei repräsentativ war für die sich seit Mitte der 1990er Jahre konsolidierende und verstärkt international vernetzende rechtsextreme Subkultur. In diesem Zusammenhang wird zudem untersucht, auf welchen Ideologieelementen ihre politischen Forderungen basierten, wer die zentralen Akteur:innen der Partei waren und mit welchen Personen und Organisationen die PNOS im In- und Ausland vernetzt war. Im Rahmen der Untersuchung wurden hauptsächlich Primärquellen verwendet, die Einblicke in die internen Strukturen der PNOS gewährleisten. Sie umfassen ihre Parteizeitschrift, Parteiprogramme sowie Beiträge auf ihrer Internetseite. Zwecks einer umfassenderen ereignisgeschichtlichen Rekonstruktion wurden ergänzend Informationen von Stiftungen, Szenenkenner:innen und Zeitungsartikel in die Analyse integriert. Die Untersuchung ihrer „diskursiven Gewalt‟ erfolgte unter Rückgriff auf das von Stuart Hall geprägte Konzept von „Othering‟ als Analyseinstrument. Hierbei wurde auch geprüft, ob die PNOS koloniale Stereotypen reproduzierte.Die Untersuchung hat gezeigt, dass die PNOS eine Kontinuität in den dynamischen Entwicklungspfaden der schweizerischen extremen Rechten seit Mitte der 1990er Jahre repräsentierte. Sie war Symptom und treibende Kraft einer sich zunehmend festigenden rechtsextremen Subkultur. Die Partei war massgeblich beim Aufbau rechtsextremer Infrastruktur beteiligt und übernahm eine zentrale Rolle im Rahmen der politischen Mobilisierung der extremen Rechten in der Schweiz. Des Weiteren konnte anhand der Analyse ihrer Vernetzungsstruktur aufgezeigt werden, dass die PNOS zahlreiche Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen im Inund Ausland pflegte. Relativierend ist jedoch hinzuzufügen, dass die Internationalisierungstendenz im Rahmen ihrer Vernetzung sich mehrheitlich auf den deutschsprachigen Raum beschränkte. Auch während den 2010er Jahren gliederte sie die PNOS in die dynamischen Entwicklungsmuster der extremen Rechten ein. So versuchte sie beispielsweise, die Covid-19-Pandemie und die daraus resultierende gesellschaftliche Unzufriedenheit zu instrumentalisieren. Folglich repräsentierte die PNOS eine Kontinuität in der Entwicklung der extremen Rechten in der Schweiz seit Mitte der 1990er Jahre.

 

Die politische Ideologie der PNOS entsprach in vielerlei Hinsicht dem ideologischen Grundgerüst der extremen Rechten. Dies beeinflusste, gegenüber welchen Gruppen und Personen die Partei antagonistisch eingestellt war. Die zentralen Feindbilder umfassten Menschen der jüdischen sowie der muslimischen Glaubensgemeinschaft, Menschen mit Migrationshintergrund, Schwarze, Fahrende, Homosexuelle sowie die SVP. Im Rahmen eines dialektischen Identitätsbildungsprozess praktizierte die Partei bei zahlreichen Gelegenheiten „Othering‟ und diffamierte ihre Feind:innen. In diesem Zusammenhang reproduzierte die Partei zahlreiche koloniale Stereotypen, historisch etablierte Negativmerkmalszuschreibungen und Verschwörungstheorien.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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