«Nicht Winkelried spielen!». Übergriffe auf die Diplomatie aus der schweizerischen Perspektive

AutorIn Name
Timo
Keller
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Sacha
Zala
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2020/2021
Abstract
In dieser Masterarbeit wurden gewaltsame und friedliche Übergriffe gegen diplomatische Räumlichkeiten und Personen aus schweizerischer Perspektive untersucht, also einerseits Übergriffe auf Schweizer Vertretungen im Ausland und andererseits Übergriffe auf ausländische Vertretungen in der Schweiz. Im Zeitraum von 1955 bis 1990 fanden 19 Übergriffe in der Schweiz und 23 Übergriffe im Ausland statt. Sämtliche Ereignisse sind in einer Typologie im Anhang der Arbeit zu finden. Um die verschiedenen Ereignisse zu differenzieren, wurde eine Einteilung in gewaltsame und gewaltfreie Übergriffe vorgenommen. Allerdings kannte die Bundesverwaltung eine solche Unterscheidung nicht. Zur ersten Kategorie gehören Geiselnahmen, Entführungen, Ermordungen und Gewaltanwendungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diplomatischer Niederlassungen sowie Anschläge auf diplomatische Gebäude. Wenn es zu Übergriffen ohne Einsatz von Gewalt kam, sich die Besetzerinnen und Besetzer also auf regulärem Weg Zutritt in die diplomatischen Räumlichkeiten verschafften, fielen sie in die zweite Kategorie. In diesen Fällen fanden oft intensive, mehrtägige Verhandlungen statt, um die Abzugsbedingungen zu regeln. Der wesentliche Erkenntnisgewinn dieser Arbeit liegt in der Tatsache, dass alle Übergriffe vom Eidgenössischen Politischen Departement (EPD, später Eidgenössisches Departement für Auswärtige Angelegenheiten EDA) in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) behandelt wurden. Ausgehend von den Reaktionen der Bundesverwaltung kann aufgezeigt werden, wie die staatlichen Gegen- und Präventionsmassnahmen zwischen Föderalismus und Zentralisierung abgewogen werden mussten. Ausserdem liefert die Betrachtung der Übergriffe auch Erkenntnisse darüber, wie die Schweiz in der Welt wahrgenommen wurde. Übergriffe aus antikapitalistischen und antiimperialistischen Gründen fanden ebenso statt wie Übergriffe osteuropäischer Dissidenten zur Diskreditierung der realsozialistischen Regimes und schliesslich Übergriffe zur Appellation an einen humanitären Einsatz der Schweiz zu Gunsten der Besetzerinnen und Besetzer. Selbst innenpolitische Angelegenheiten wie der Jurakonflikt oder ethnisch-religiöse Auseinandersetzungen wie der Kurdenkonflikt wurden auf diese Weise ausgetragen. Die Forschungsresultate dieser Arbeit erscheinen im Verlaufe des Jahres als Artikel in der Zeitschrift Saggi di Dodis 3 2021/1, dodis.ch/saggi3-1.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

Akademische Arbeiten werden in der Bibliothek der jeweiligen Universität hinterlegt. Suchen Sie die Arbeit im übergreifenden Katalog der Schweizer Bibliotheken