«Algorithmisierte Klio»: Technische Chronopoetik versus klassische Geschichtszeit

Seit Einführung der Kulturtechnik Schrift schreibt sich die symbolische Ordnung von Zeit in Form diskreter Zeichern, doch der narrative Gestus von Historiographie hat diese Konfiguration lange zugunsten von Kontinuitätseffekten verdeckt.
In Zeiten der Digital Humanities kommt es nicht nur zu einer Algorithmisierung Kleios, resultierend in nonlinearen Zeitsprüngen; induziert durch technologische Speicher- und Kommunikationsmedien zeichnen sich grundsätzliche Alternativen zum (im doppelten Sinne) "historischen" Zeitbewußtsein zugunsten einer Pluralität anderer Figuren dynamischer Prozessualität ab. Neben historiographische Vorstellungen von Zeitordnungen tritt die diagrammatische Konstruktionen alternativer Temporalitäten. Aus aktueller Perspektive sind dies die Figuren der Programmierung: Schleifen, Rekursionen.
Auf der Spur anderer Zeitverhältnisse schreibt sich archäographische Signalzeit und Historiogramme.
Geschichtswissenschaftliche Forschung verliert demgegenüber das diskursive Primat der Definition emphatischer Zeit, bleibt aber im Reigen der techno-kulturellen Chronopoetik ein notwendiges, codekritisches Korrektiv.
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Veranstaltung
infoclio.ch Tagung 2016: Zeitregime und Geschichtswissenschaften
Producer
infoclio.ch
Datum
Ort
Bern
Sprache
Deutsch
Ernst
Wolfgang
Humboldt Universität, Berlin