Art der Arbeit
Dissertation
Stand
laufend/en cours
DozentIn Name
Prof.
Heinrich R.
Schmidt
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2019/2020
Abstract
Die Arbeit untersucht den Umgang mit religiösen Konflikten in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Betrachtet werden konfessionelle Differenzen, welche im 18. Jahrhundert deutlich an Bedeutung verloren haben, jedoch im Zuge innereidgenössischer Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert (Badener Artikel, Aargauer Klosterstreit, Freischarenzüge, Sonderbundskrieg) wieder hervorgeholt und erfolgreich als Legitimationsgrundlage für die erneuten Streitigkeiten verwendet wurden. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie durch religiöse oder religionskritische Rhetorik Identitäten und Abgrenzungen zum jeweiligen konfessionellen Gegenüber geschaffen wurden. Als Quellen werden Zeitungen, Tagebücher, Tagsatzungsakten, Korrespondenzen, Predigten sowie publizistische Schriften u.a. von Albert Bitzius und Alfred Hartmann, welche die konfessionellen und politischen Spannungen des 19. Jahrhunderts in ihren Schriften verarbeiteten, berücksichtigt.
Bei der Studie handelt es sich um ein Teilprojekt zum Thema «Rhetoriken konfessioneller Identität und Alterität. Religionskriege in der Schweiz zwischen Reformation und Liberalismus». Ein zweites Projekt untersucht dabei die religiösen Konflikte der Frühen Neuzeit (1. und 2. Kappeler Krieg sowie 1. und 2. Villmerger Krieg). In Zusammenarbeit mit dieser von Janine Scheurer durchgeführten Studie wird untersucht, ob Parallelen, Kontinuitäten oder Brüche im Umgang mit der tiefgreifenden konfessionellen Spaltung während und nach dem Ancien Régime bestehen.
Das Dissertationsprojekt ist in der Interfakultären Forschungskooperation (IFK) «Religious Conflicts and Coping Strategies» eingebunden und befasst sich daher auch mit den Fragen, welche Rolle die konfessionellen Differenzen bei der Konfliktentstehung spielten, wie sie strategisch eingesetzt wurden, um eine moralische Überlegenheit über die Anderen zu erhalten und auf welchen konfessionellen Stereotypen und Vorurteilen die konfessionalisierende Rhetorik aufbauen konnte. Nicht zuletzt soll die Frage, inwiefern ein ‚Coping’ im Umgang mit konfessionellen Differenzen stattfand und eine Sozialisierung des Konflikts ermöglichte, die Zusammenarbeit mit anderen Teilprojekten des IFK befruchten.