Der Migrant im Streik ist der Mann im Chor. Nation, Geschlecht und Klasse in der Arbeiterbewegung der Schweiz um 1900

AutorIn Name
Martina
Schlapbach
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Damir
Skenderovic
Institution
Seminar für Zeitgeschichte
Ort
Fribourg
Jahr
2011/2012
Abstract
Am Übergang zum 20. Jahrhundert trafen in der Schweiz mit dem Bürgertum und der Arbeiterbewegung ein alt etabliertes und neu entstehendes Akteurkollektiv zusammen. Der Klassenkampf, mit dem Zeitgenossen diese konfliktreiche Konfrontation betitelten, fand seinen Ausdruck auch in konträren Geschlechts- und Nationsvorstellungen, welche die zwei Kollektive öffentlich aneinander trugen. Internationalität, Geschlechtergleichheit und Klasseneinheit bildeten die Inhalte, für welche die Arbeiterbewegung eintrat und welche Historiker die Identität dieses Akteurkollektivs bisher klar umreißen ließen. Der entlang des Klassenantagonismus gerichtete Forscherblick blendet all jene Diskurse aus, die Akteure innerhalb der Arbeiterbewegung führten, um ihr kollektives Klassenbewusstsein erst herbeizuführen. Unsichtbar blieb damit bislang der Akteur von unten, welcher – als schweizerischer Arbeitnehmer oder als einer unter zahlreichen Arbeitsmigranten – die frühe Arbeiterbewegung konstituierte. Auf ihn findet sich an einer Vielzahl von Orten in der Arbeiterbewegung eine Vielfalt an ausdifferenzierten Identitäten entworfen, denen allesamt das Ziel zugrunde liegt, den einzelnen Arbeiter in die Organisation einzubinden und so für den übergeordneten Klassenkampf zu gewinnen. Der Prozess, in dem Arbeiter die ortsbezogen auf sie gezeichnete soziale Identität aktiv rezipierten und die Macht, an einem bestimmten Ort zu handeln, von dieser Identität ableiteten, beschreibt das Wachstum der Arbeiterbewegung aus der Akteursicht von unten. Diese Sicht zeichnet die Masterarbeit basierend auf den sozialen Kategorien von Nation, Geschlecht und Klasse nach. Sie verortet den Akteur von unten sowohl in der frühen Arbeiterbewegung als auch innerhalb von gesamtgesellschaftlichen Prozessen, welche zusätzlich zum Klassenkonflikt in der (Arbeits-)Migration und dem bislang nur für das Bürgertum erforschten Männlichkeitsdiskurs erfasst werden. In wissenschaftstheoretischer Hinsicht leistet die Arbeit einen doppelten Beitrag an die Konzeptualisierung poststrukturalistischer Erkenntnisse. Anlehnend an ein bestehendes Methodendefizit wird zum einen aufgezeigt, wie sich Identitäten basierend auf mehreren sozialen Kategorien analytisch konstruieren lassen. Ihren eigenständigen Erkenntnisgewinn formuliert die Verfasserin der Arbeit andererseits in der Aufforderung, die Zeit- analog der Raumdimension künftig als Analyseinhalt zu konzeptualisieren.

Zugang zur Arbeit

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