Entwicklungspolitische Solidarität. Eine Geschichte der Dritten-Welt-Bewegung in der Schweiz zwischen Kritik und Politik 1975-1992

AutorIn Name
Konrad
Kuhn
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Ort
Zürich
Jahr
2009/2010
Abstract
Im Dissertations-Projekt wird die schweizerische Solidaritätsbewegung, auch Dritte-Welt-Bewegung, im “verlorenen Jahrzehnt” der dritten UNO-Entwicklungsdekade untersucht. Der Begriff “Solidaritätsbewegung” bezeichnet die Bewegungen, die sich in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren einerseits mit Befreiungsbewegungen in den Ländern des Südens solidarisch erklärten und materielle und ideelle Unterstützung leisteten. Andererseits ist damit auch der Komplex der in der Schweiz politisch aktiven Gruppen und Hilfswerke gemeint, welche die Verhältnisse des Nordens zum Süden in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Banken, Kultur und Aussenpolitik kritisch thematisierten und auf Veränderungen drängten. Diese Gruppierungen werden dabei als Neue Soziale Bewegung verstanden. Im Projekt sollen Fragen nach der Wahrnehmung der Dritten Welt durch die Solidaritätsbewegung, nach Reaktionen auf die ausgebliebenen Entwicklungs-Erfolge und nach einer Verschärfung des Diskurses gestellt werden. Dabei geht das Projekt davon aus, dass “Dritte Welt” primär von der Bewegung selber diskursiv geschaffen wird, dass dieser Begriff also durch Projektionen der Bewegungen der Industrieländer auf die heterogenen Länder des Südens konstruiert wird. Damit soll auch theoriegeschichtlich und begriffsgeschichtlich dem einzelnen, durchaus unterschiedlichen Verständnis von zentralen Begriffen wie “Entwicklung”, “Nord-Süd-Konflikt” und “Dritte Welt” nachgegangen werden. Im Projekt wird nach fünf zentralen Diskursereignissen innerhalb der Zeitspanne 1978-1995 gefragt. Dies sind Konjunkturen im Diskurs und Gegendiskurs. Zu Beginn steht das Symposium “Entwicklung heisst Befreiung” 1981, dann die breit getragene und hart umkämpfte Bankeninitiative 1975-1984, die Solidarität mit Nicaragua ab 1979, bevor in einem ebenfalls längeren Zeitraum die Thematisierung des Hungers verfolgt wird. Zum Schluss stehen sowohl das IWF-Referendum 1989-1991, das zu einer Spaltung der Bewegung geführt hat, als auch die Entschuldungspetition der Hilfswerke in den 1990er Jahren. Quellenmässig wird mit den breiten und umfangreichen Archiven der Organisationen gearbeitet, die sich zum grössten Teil im Schweizerischen Sozialarchiv und im Bundesarchiv befinden. Das Projekt stellt eine erstmalige, umfassende historische Untersuchung der schweizerischen Solidaritätsbewegung in den 1980er und 1990er Jahren dar. So erhofft sich das Projekt, zur Kenntnis der historischen Bedingungen der heutigen Herausforderungen der Globalisierung beizutragen.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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