Mit Heilzaubern und Gottes Segen. Zur Verwendung der Magie in der mittelal­terlichen Klostermedizin.

AutorIn Name
Daniel
Dossenbach
Art der Arbeit
Lizentiatsarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Rainer C.
Schwinges
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2006/2007
Abstract

Mit dem Esoterikboom der letzten Jahre und dem vermehrten Bedürfnis nach „alternativen Heilmethoden“ wurde auch die mittelalterliche Klostermedizin wieder neu entdeckt. Vielfach wird sie in der heutigen Zeit jedoch auf phytotherapeutische Heilmethoden reduziert und dabei ausser Acht gelassen, dass Heilzauber ein wesentlicher Bestandteil der mittelalterlichen Klostermedizin gewesen sind. Daher lohnt es sich, sich auch mit diesen eingehend auseinanderzusetzen. Die Tatsache, dass in den Klöstern zu medizinischen Zwecken gezaubert wurde, ist nicht ganz unproblematisch: Schon seit ihren Anfängen hat die Kirche jegliche Formen von Magie als Dämonenwerk verurteilt. Daher stellt sich die Frage, wieso in einer kirchlichen Institution wie den Klöstern, trotz der vehementen Verbote seitens der Kirche, gezaubert wurde und woher diese Zaubersprüche kommen. Darüber hinaus sollte die Lizentiatsarbeit aufgrund von inhaltlichen und strukturellen Analysen der Zaubersprüche zeigen, wie die klösterlichen Heilzauber aufgebaut sind und wie man sich deren Wirkungsweise vorgestellt hat.

 

Als Quellengrundlage dienten klösterliche Rezepthandschriften aus dem deutschen und angelsächsischen Sprachraum aus dem frühen und hohen Mittelalter. Ausgehend von diesen Quellen wurde im Vergleich mit solchen anderer Regionen Europas versucht, mögliche Rezeptionsverläufe aufzuzeigen. Um zu verstehen, wie diese Zaubersprüche Eingang in klösterliche Rezeptarien gefunden haben, wurden diese in einem letzen Schritt in einen grösseren historischen Kontext der Entwicklung der mittelalterlichen Klostermedizin eingebettet. Besonders in der frühmittelalterlichen Gesellschaft waren magische Praktiken aus heidnischer Zeit noch derart verankert, dass sie auch in den Klöstern kaum wegzudenken waren. In einem noch stark religiös geprägten Weltbild, in dem auch Krankheiten dem Wirken von göttlichen oder dämonischen Wesen zugeschrieben werden können, ist die Magie die einzige Möglichkeit, solchen Kräften zu begegnen. Zudem erscheinen viele Heilzauber in der Klostermedizin als Segen und Gebete und dürften dem damaligen Betrachter mehr als frommer Akt denn als magische Handlung erschienen sein.

 

Schon Benedikt von Nursia und Cassiodor setzten die medizinische Versorgung der Mitbrüder als oberste Priorität. Letzterer gebot seinen Mitbrüdern daher, sich neben den septem artes liberales auch mit den medizinischen Abhandlungen griechischer und römischer Autoren auseinanderzusetzen. Diese enthielten bereits viele volksmedizinische und magische Elemente, so dass viele Zaubersprüche durch eine unreflektierte Übernahme der griechisch-römischen Medizinalliteratur in die Klostermedizin eingeflossen sind. Andere volksmedizinische und magische Elemente sind wohl auch durch den direkten Kontakt mit der lokalen Bevölkerung in die Klostermedizin eingeflossen, denn Mönchsärzte waren oft auch ausserhalb des Klosters tätig. Offenbar haben auch einige Zaubersprüche germanisch-heidnischen Ursprungs Eingang in die Klostermedizin gefunden. Vielfach wurden sie im Rahmen der missionarischen Tätigkeit der Mönche zu dokumentarischen Zwecken aufgezeichnet und später zum eigenen Gebrauch übernommen und christlich umgeformt. Auch die jüdische Zauberheilkunde hat ihre Spuren in der Klostermedizin hinterlassen; v. a. im Bereich der Exorzismen, der Zahlen- und der Namenmagie. Es ist anzunehmen, dass Mönchsärzte bei ihrer Tätigkeit ausserhalb des Klosters auch mit jüdischen Heilkundigen in Kontakt gekommen sind. Besonders der Hof eines Herrschers kommt als Schnittstelle in Betracht, wo Mönchsärzte neben Laienheilern und jüdischen Heilkundigen tätig gewesen sind und Wissen ausgetauscht wurde. Ein orientalischer Einfluss lässt sich nur im Bereich der Astrologie feststellen, die im Zusammenhang mit dem Aderlass eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Übernahme arabischer Heilkunde begann jedoch erst mit dem aufkommen der Universitäten im 11. und 12. Jahrhundert, in welchen nun vermehrt auch aus dem Arabischen übersetzt wurde.

 

Mit dem Aufkommen der Universitäten geht auch Zeitalter der Klostermedizin neigt sich dem Ende die medizinische Bildung an diese über und das zu.

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