Die Special Operations Executive, abgekürzt SOE, wurde im Juli 1940 gegründet. SOE war eine britische Geheimdienstorganisation, die aus der Fusion dreier bereits bestehenden Abteilungen hervorgegangen war. Sie war als Ergänzung zum Secret Intelligence Service (SIS) gedacht, dessen Aufgabe weiterhin die Gewinnung und Auswertung von Informationen (Intelligence) sein sollte. Sabotage, Subversion sowie die Unterstützung des Widerstands in den besetzten Gebieten waren die Aufgaben von SOE oder wie es Winston Churchill prägnant formulierte, „to set Europe ablaze!“ Zu Beginn gehörte auch eine Propagandaabteilung zu SOE, die aber bereits 1941 unter dem Namen Public Record Office in London stammt.
SOE war nicht nur während seiner Existenz, sondern auch danach heftig umstritten. Während des Kriegs waren es vor allem die Schwierigkeiten mit den anderen Abteilungen, die SOE zu schaffen machten. Die Stellung von SOE inmitten der anderen Geheimdienstabteilungen war schwierig und die Akzeptanz von Seiten der anderen Organisationen gering. Nur die Beziehung zum MI5, dem Inlandgeheimdienst, war von kollegialer Zusammenarbeit geprägt, während zum SIS und teilweise auch zum PWE eine grosse Rivalität bestand. Kompetenzstreitigkeiten zwischen SOE und SIS sowie Misstrauen und Unverständnis von Seiten des Foreign Office waren die Regel. Nur mit dem OSS (dem amerikanischen Pendant von SOE und SIS) arbeitete SOE abgesehen von einigen kleineren Unstimmigkeiten sehr gut zusammen. Es ist unmöglich, die Arbeit von SOE einem Gesamturteil zu unterwerfen. Zu betonen ist jedoch die Bedeutung, die SOE über den Zweiten Weltkrieg hinaus hatte. Die Methoden von SOE waren eine völlig neue Art der Kriegführung. Der Angriff auf die wirtschaftlichen und industriellen Ressourcen des Feindes war eine wirkungsvolle Ergänzungswaffe zu den herkömmlichen Angriffen.
Die Arbeit von SOE in der Schweiz sah jedoch ganz anders aus. Nachdem man eingesehen hatte, dass die deutsche Invasion in der Schweiz nicht stattfinden würde, wurden alle Sabotagepläne verworfen. Es war nicht möglich, in einem neutralen Land Sabotageakte (in grossem Stil) zu verüben, ohne die Regierung des jeweiligen Staates zu verärgern. Trotz der ständigen Kontrolle durch die Schweizer Behörden wurde jedoch ab 1942 Sabotage an „axis rolling stock“ verrichtet. Obwohl dies nur „small-scale sabotage“ war, darf man ihre Bedeutung nicht unterschätzen.
Die Schweiz war kein besetztes Land, in dem es Widerstandsgruppen zu unterstützen gab. Deshalb wurden von der Schweiz aus vor allem in Frankreich und Italien Widerstandskämpfer mit Ausrüstung und Waffen versorgt. Auch Propagandamaterial gelangte in grossen Mengen von der Schweiz aus in die umliegenden Länder. Zu einem erheblichen Teil wurde dies sogar in der Schweiz gedruckt.
SOE Switzerland passte sich den Gegebenheiten in einem neutralen Land an und versuchte, das Beste aus einer schwierigen Situation zu machen. Er baute in der Schweiz ein ausgezeichnetes Informationsnetz auf und spielte eine wichtige Rolle als Verbindungszentrum zwischen den besetzten Ländern und dem Hauptquartier in London sowie den einzelnen Ländersektionen. Daraus lässt sich folgern, dass die Operationen in den umliegenden Ländern ohne die Arbeit von SOE Switzerland nicht möglich gewesen wären.
Wenn die Resultate in der Schweiz schlussendlich nicht alle Erwartungen erfüllten, lag dies nicht an SOE, sondern an den Politikern in London. Das Foreign Office verbot gefährliche Aktionen, um die Beziehungen zu den Schweizer Behörden nicht zu gefährden. Dadurch waren SOE in der Schweiz im Gegensatz zu andern Ländern natürlich die Hände gebunden, da alle geplanten Aktionen vom Foreign Office abgesegnet werden mussten. Dies hinderte SOE Switzerland jedoch nicht daran, alles in seinen Möglichkeiten Stehende zu unternehmen.