«Migration» und «Integration» - zwei gesellschaftspolitisch prägende Begriffe, deren Geschichte aber nur wenige Jahrzehnte zurückreicht. Kijan Espahangizi nimmt diesen Umstand in seinem Buch «Der Migration-Integration-Komplex» zum Ausgangspunkt, um am Beispiel der Schweiz herauszuarbeiten, wie sich mit dem diskursiven Aufstieg der beiden Begriffe unsere Sicht auf die moderne Gesellschaft grundlegend gewandelt hat.
In der 20. Cliocast-Episode erläutert Kijan Espahangizi im Gespräch mit Isabelle Schürch, wie die Begriffs- und Wissenschaftsgeschichte zu menschlicher Mobilität Zugang zu den Verschiebungen der Perspektive bietet – von den Einwanderungsdebatten in den 1960er Jahren bis hin zu einer Globalisierung der Migrationsfrage in den 1990er Jahren. Er geht dabei auch auf die Entstehung und das Anliegen des Buchs ein und thematisiert, wie sich die Geschichtswissenschaft in gesellschaftliche Debatten einbringen kann. Und schliesslich erklärt er auch, wieso er mithilfe von persönlichen Fotografien aus dem Familienarchiv seine eigene Perspektive auf die Migrationsgeschichte offenlegt.
Das Buch ist 2022 bei Konstanz University Press erschienen und in open access verfügbar: Kijan Espahangizi, Der Migration-Integration-Komplex. Wissenschaft und Politik in einem (Nicht-)Einwanderungsland, 1960-2010, Göttingen 2022.
Cliocast ist eine Podcast-Reihe von Gesprächen mit Historikerinnen und Historikern über ihre neuen Bücher. In den rund 30minütigen Beiträgen kommen der historische Gegenstand und die zentralen Thesen genauso zur Sprache wie methodische Herausforderungen, die Entstehungsbedingungen und die aktuelle Rezeption und Diskussion der Bücher.
