Der Zürcher Patrizier Karl Bürkli (1823–1901) wuchs am Paradeplatz auf und wurde in Paris zum ersten bekennenden Sozialisten der Schweiz. Ohne den intellektuellen Wirt einer Beiz im Niederdorf gäbe es keine direkte Demokratie, keinen Coop, keine Zürcher Kantonalbank. Der gelernte Gerber hat als Politiker die moderne Schweiz mitgestaltet und als Publizist fast alles und alle angegriffen: den Kapitalimsus und die Schweizerische Kreditanstalt, die Nationalgeschichte und die Professoren der ETH Zürich, das Militär und die Ehe.
Alfred Escher, Karl Marx und Michail Bakunin ärgerten sich über Bürkli. Ihm war das egal. In Texas wagte er das Experiment der genossenschaftlichen Utopie, in Nicaragua geriet er zwischen die Fronten des Kolonialkriegs. Bürkli war für das Frauenstimmrecht (in der Theorie), den Naturschutz und die freie Liebe. Während der Junggeselle in der Schweiz vergessen ging, führten mehrere US-Staaten die direkte Demokratie mit Berufung auf Bürklis Theorien ein.
Urs Hafner (*1968) ist Historiker, Journalist und Autor mehrerer Bücher, darunter Kinder beobachten. Das Neuhaus in Bern und die Anfänge der Kinderpsychiatrie (Chronos 2022), Forschung in der Filterblase (Hier und Jetzt 2020) und Subversion im Satz. Die turbulenten Anfänge der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ Libro 2015).
Karl Bürkli wurde vor 200 Jahren am 29.Juli 1823 geboren. In Zürich provozierte Bürkli bis zum Schluss: Er liess sich 1901 nach seinem Hinschied auf dem Friedhof Sihlfeld im ersten Krematorium der Schweiz verbrennen, für das er selber gekämpft hat.
An diesem Ort findet die Buchvernissage statt: 29.Juli 2023, an Karl Bürklis 200.Geburtstag. Friedhof Sihlfeld, Aemtlerstrasse 149, Friedhofkapelle A
Musikalische Begleitung an der Orgel: Bruno Reich
20Uhr, Eintritt frei. Anmeldung: www.friedhofforum.ch
Urs Hafner: Karl Bürkli. Der Sozialist vom Paradeplatz, Basel 2023.
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