Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christof
Dejung
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2021/2022
Abstract
Die ETH-Botaniker Carl Schröter, Albert Frey-Wyssling und Paul Jaccard waren zwischen den 1880er und 1930er Jahren wichtige Anlaufstellen für Auskünfte über tropische Kulturpflanzen wie Kautschuk oder Tabak. Die Forscher agierten jedoch nicht isoliert, sondern tauschten sich ständig untereinander und mit anderen Personen aus.
Um diese Beziehungen zu untersuchen, wurde der Austausch der Forscher anhand des Akteur-Netzwerk-Modells von Bruno Latour analysiert. Daraus ergab sich die Fragestellung, inwiefern das Wissen und der Wissensaustausch der drei ETH-Professoren als Netzwerk nach Latour eingestuft werden kann. Zusätzlich geht die Masterarbeit der Frage nach, welche Akteure und Aktanten in welcher Funktion Bestandteil eines solchen Netzwerks sind.
Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen wurde eine breite Palette an verschiedenen Quellen unter die Lupe genommen. Von brieflicher Korrespondenz und Vortragsnotizen, über Notizbücher und Reisetagebücher, bis hin zu Fachartikeln wurden im Hochschularchiv der ETH Zürich sämtliche Unterlagen zu den drei Akteuren gesichtet und auf ihre Relevanz hinsichtlich der Fragestellung untersucht.
Die Eingrenzung des Forschungsgegenstandes erfolgte hauptsächlich anhand räumlicher Kriterien und beschränkte sich auf die Schweiz und die indonesischen Inseln Java und Sumatra, wo sich die Wege mehrerer Forscher und Akteure kreuzten.
Die „Lücken“, die danach in der Vernetzung der Forscher noch Bestand hatten, wurden mit Quellen von Ernst Fickendey und Unterlagen verschiedener Kautschukkongresse weiter komplettiert. Diese Quellen beinhalten Informationen, welche die Unterlagen von Schröter, Frey-Wyssling und Jaccard aus verschiedenen Gründen nicht abdecken konnten. Durch den schwer fassbaren Begriff des „Wissens“ überschneidet sich die Arbeit mit verschiedenen Forschungsgebieten.
Zunächst wäre da die Forschung nach dem Wissen und Wissenstransfer, wobei dieses Themenfeld häufig Entwicklungen vor oder nach dem Untersuchungszeitraum dieser Masterarbeit untersucht.
Durch den transnationalen Ansatz bei der Untersuchung der Fragestellung und gerade hinsichtlich der Ausführungen über die Plantagen bewegte sich die Arbeit auch im Feld der Postcolonial Studies und versuchte in diesem Sinne, auch eine agency der lokalen Kleinbauern auf Java und Sumatra aufzuzeigen. Durch die Schnittstelle zwischen Schweizer Forschern und kolonialen Akteuren und Systemen wurde auch die Rolle der postkolonialen Schweiz und die gängige Volksmeinung, dass die Schweiz nichts mit dem Kolonialismus am Hut hatte, hinterfragt.