
Die europäische Erfindung der Zeit und die Eroberung aussereuropäischer Räume gingen ab dem 18. Jahrhundert Hand in Hand. Dies führte zu einer spezifischen Form des kolonialen Denkens, die der deutsch-amerikanische Anthropologe Johannes Fabian vor etlichen Jahren als die „Verweigerung der Gleichzeitigkeit“ beschrieben hat. Während europäische Gesellschaften die Gegenwart, die Kultur, die Moderne und den Fortschritt verkörperten, wurden kolonisierte Gesellschaften als Repräsentantinnen und Repräsentanten einer europäischen „Urvergangenheit“ wahrgenommen. Sie lebten angeblich in einem Zustand Natürlichkeit, Ursprünglichkeit, Rückständigkeit und des Stillstands.
In meinem Vortrag zeige ich anhand der „Entdeckung“ der Pfahlbauer in den 1850er Jahren, wie die „Verweigerung der Gleichzeitigkeit“ die Anfänge der wissenschaftlichen „Urgeschichte“ in der Schweiz formte und ihre Entwicklung bis ins 20. Jahrhundert mitgestaltete.