Annahmen der Einheit und Trennung. Repräsentationen der nationalen Identität in der post-Majdan Ukraine

AutorIn Name
Sebastian
Graf
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Dr. habil.
Carmen
Schweide
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2019/2020
Abstract
Der Majdan, die Annexion der Krim und der andauernde Krieg im Osten der Ukraine haben den ukrainischen Staat, die Politik und die Gesellschaft in den letzten sechs Jahren massgeblich verändert. Diese Masterarbeit nimmt die Frage auf, wie sich die Ansichten von Nation und Identität in der post-Majdan Ukraine verändern und will aufzeigen, wie Petro Porošenko als staatlicher Akteur die Repräsentationen der nationalen Identität in Zeiten der Krise und des Umbruchs produziert. Die Analyse der Repräsentationen der nationalen Identität basiert auf der Untersuchung von vier öffentlichen Auftritten, die Porošenko während seiner fünfjäh- rigen Amtszeit (2014 – 2019) gehalten hat. Die Ansprachen bei den öffentlichen Auftritten werden eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der post-Majdan Ukraine. Um aber auch Rückschlüsse ziehen zu können, inwiefern Porošenko Repräsentationen früherer Präsidenten verwendet, werden die Schwerpunkte der politischen Konstruktionen der nationalen Identität seit der Unabhängigkeit 1991 nachgezeichnet. Daraus entstehen vier Hauptkategorien, die die wichtigsten Themenkomplexe der Repräsentationen umfassen. Der Inhalt der vier Kategorien bildet die Grundlage für eine qualitative Frameanalyse. Um die politische und strategische Ebene der Frames mit dem gewählten akteurszentrierten Zugang zu verbinden, wird der von Jennie Schulze entwickelte Ansatz der strategic frames vorgeschlagen. Dieser Ansatz zeigt, wie politische Akteure unter in- und ausländischem Druck Themenkomplexe darstellen, um bestimmte politische Ergebnisse zu erzielen. In ihrer Gesamtheit widerspiegeln die vier Kategorien die Repräsentation der nationalen Identität zu einem bestimmten Zeitpunkt und den Versuch politischer und staatlicher Akteure, die soziale Realität zu konstruieren. Das Einsetzen der Repräsentationen der nationalen Identität als strategisches Machtmittel wird durch die Analyse der öffentlichen Auftritte Petro Porošenkos illustriert. Porošenko setzte die Repräsentationen ein, um die eigenen politischen Ziele zu untermauern. Im Zentrum stehen dabei die Bewahrung der ukrainischen Souveränität, die verstärkte Integration der Ukraine in europäische und transatlantische Strukturen sowie gegen Ende der Amtszeit die angestrebte Wiederwahl. Die untersuchten öffentlichen Auftritte verdeutlichen, wie die Interpretation der Geschichte, die orthodoxe Kirche oder die Sprache eingesetzt werden, um die politische Legitimität der Ukraine zu fördern und eine affektive Verbindung zwischen Nation und Gesellschaft herzustellen. Die Produktion der Einheit dient dabei einerseits als Mittel der Verteidigung gegen die Russländische Föderation und andererseits als Präsupposition für eine bessere Zukunft der Ukraine als Staat. Die Amtszeit von Petro Porošenko zeigt die beständigen Veränderungen der Repräsentationen der nationalen Identität und wie diese, als gesellschaftlicher Prozess, herausgefordert, bestritten und verändert werden.
Library ID
alma991170736095105501

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