Les rois sacrés. Le rôle présumé de l’association anticipée dans l’élaboration d’une stratégie de légitimation de la dynastie capétienne

AutorIn Name
Laurence
Crottaz
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Regula
Schmid Keeling
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2019/2020
Abstract
Als Hugo Capet 987 – kurz nach seiner eigenen Krönung zum König über das westliche Frankenreich – seinen einzigen Sohn Robert salben liess, läutete er das Ende der karolingischen Dynastie ein sowie eine neue Tradition, die über 200 Jahre hinweg andauern sollte. Die systematische Mitkrönung des ältesten Sohnes der Kapetinger – mit der einzigen Ausnahme von Ludwig VI. – ist in der mittelalterlichen Geschichte einmalig. Weshalb wurde diese Praxis eingeführt, aus welchem Grund hat sie sich so lange bewährt und wieso wurde sie im XIII. Jahrhundert wieder aufgegeben? Die Praxis der Mitkrönung (association anti- cipée), die aus der Salbung und Krönung des zukünftigen Königs zu Lebzeiten des Vaters besteht, wurde von den Mediävisten lange als eine Vorsorgemassnahme der neuen Dynastie der Kapetinger erachtet. In der Tat konnte die Mitkrönung den Fortbestand einer als illegitim betrachteten Königsfamilie auf künstliche Weise sichern. In den 1980er Jahren hat der amerikanische Historiker Andrew Lewis diese altbewährte These widerlegt. Sein Werk ist bis heute massgebend für die Forschung zur Mitkrönung der frühen Kapetinger. Da jedoch keine der bisher aufgestellten Erklärungsmuster für diese Praxis vollständig zu überzeugen vermag, sollte die vorliegende Arbeit neue Folgerungen herbeiführen. Gemäss Lewis war die Herrschaft der Kapetinger bereits nach weniger als einem halben Jahrhundert keinen Widerständen mehr ausgesetzt, was die «Vorsorgemassnahme» der Mitkrönung unnötig erscheinen lässt. Er stellte deshalb die These auf, dass die association anticipée bei den frühen Kapetingern eine rein familiäre Vorkehrung war, welche auf die Unteilbarkeit des Erbgutes abzielte. Eine solche Praxis soll innerhalb des französischen Adels weit verbreitet gewesen sein. Als dieser Anfang des XIII. Jahrhunderts vermehrt zur Aufstellung von schriftlichen Testamenten tendierte, soll auch der König die Mitkrönung zugunsten des Erlasses von letztwilligen Verfügungen aufgegeben haben, wobei die jüngeren Söhne mit apanages versehen wurden, um etwaige Erbstreitigkeiten weiter zu vermeiden. Diese These ist, trotz ihrer bis heute zahlreichen Anhänger, anfechtbar. Es bestehen genug Indizien dafür, dass die Herrschaft der Kapetinger nicht so schnell akzeptiert wurde, wie es Lewis annimmt. Darüber hinaus überzeugt der Vergleich zwischen Adel und Königtum vor allem dann nicht, wenn ein solch besonderes Ereignis wie die Salbung mit der einfachen Übergabe von Macht und Ländereien bei den Grossen verglichen wird. Die Tatsache, dass die Testamente der französischen Könige des XIII. Jahrhunderts primär auf ihr persönliches Seelenheil ausgerichtet waren, stärkt seine These ebenfalls kaum. Lewis’ Darstellung fehlt zudem eine detaillierte Analyse der erzählenden Quellen zur Mitkrönung sowie eine grundsätzliche Untersuchung dieser Praxis. Diese Mängel werden jetzt durch die Analyse der ersten grossen altfranzösischen Chronik, dem Roman des roys, und der ihr zugrunde liegenden Kompilation diverser annalistischer Texte aus dem Kloster Saint-Denis, den Chroniques de Saint-Denis, wettgemacht. Deren Urheber waren eng an den königlichen Hof gebunden, und ihre Sichtweise wird somit am ehesten einer offiziellen Auffassung dieser Tradition entsprochen haben. Durch die Untersuchung des Nutzens der Salbung – die aus den Chroniken als ein Hauptbestandteil der kapetingischen Herrschaft hervorgeht – und des von der Mitkrönung verliehenen Stellenwerts, sollte ein Beitrag zum Verständnis des Fundaments der Macht im hochmittelalterlichen Frankreich geleistet werden. Der hier vorliegenden Untersuchung zufolge wurde dem jungen König zu Lebzeiten seines Vaters nur wenig reale Macht zuteil. Trotzdem gewährte ihm die Mitkrönung zweifelsohne einen königlichen Status. Es konnte die These aufgestellt werden, dass anlässlich der association anticipée vor allem die Übertragung des sakralen königlichen Bluts vom Vater auf den Sohn im Vordergrund stand. Möglicherweise wurde dabei auch die wunderbare Heilkraft der Kapetinger – les rois thaumaturges – auf anschauliche Weise weitergegeben. Vor allem aber diente ein solches Spektakel der Hervorhebung der christlichen und mythischen Abstammung der Kapetinger. Diese Praxis wäre erst mit der Niederschrift der – oft fiktionalen – Genealogien in den Chroniken des XIII. Jahrhunderts und der allgemeinen Anerkennung von Hugo Capets Nachfahren als «heilig» hinfällig geworden. Die Mitkrönung hätte also dank der theatralischen Erhöhung der kapetingischen Blutlinie im Bereich des Sakralen und des Legendären ihre Ansprüche – von Geburt an – auf den franzö- sischen Thron gerechtfertigt. Mit diesen Überlegungen wird an die Forschung über ritualisiertes, sinnstiftendes Handeln angeknüpft, welche mit dem performative turn seit der Jahrtausendwende an Bedeutung gewonnen hat.
Library ID
alma991170742694605501

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