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Das Themenheft der Zeitschrift Historische Anthropologie verfolgt das Ziel, «Soziale Medien» zu historisieren. Im Fokus stehen nicht nur Fragen nach der historischen Tiefendimension aktueller Mediendiskurse um «social media», sondern vor allem Analysen der genuinen Sozialität medialer Kommunikation.
In der Mediengeschichte lässt sich eine Entwicklung weg von der Untersuchung einzelner, insbesondere gedruckter Medien und technischer Medienrevolutionen hin zu einer umfassenden Kommunikationsgeschichte beobachten. Diese sucht das Mediensystem als Ganzes zu fassen und analysiert etwa das Nachrichtenwesen als Zusammenspiel mündlicher, schriftlicher, gedruckter, technischer und digitaler Medien. Durch diese Erweiterung des Forschungsfeldes rückt gleichzeitig dessen soziale Dimension wieder stärker in den Fokus, denn bei der Produktion, Verbreitung, Verarbeitung und Rezeption von Nachrichten treten nicht nur unterschiedliche mediale Formen in Konkurrenz zueinander, sondern auch konkrete mediale Akteure und Netzwerke. Während etwa in einer traditionellen Lesart der frühneuzeitlichen Mediengeschichte Druckmedien die Verbreitung von Nachrichten von deren Trägern entkoppeln, rücken in einer integrativen, auf Konkurrenz und Konvergenz zwischen Stimme, Manuskript und Druck ausgerichteten Perspektive die medialen Akteure wieder ins Zentrum der Analyse. Es zeigt sich dadurch, dass selbst die Rezeption gedruckter Medien stets in soziale Kontexte eingebunden bleibt, in denen Nachrichten nicht nur vorgelesen, erzählt, diskutiert und geteilt werden, sondern gleichzeitig eine Art kommunikatives Kapital darstellen, mit dessen Hilfe man sich als gut vernetzter und informierter Bürger profilieren kann. Medien sind in dieser Perspektive immer auch soziale Medien, indem sie sich in einer sozialen Ökonomie der Aufmerksamkeit, Glaubwürdigkeit und des Vertrauens positionieren.
Die Beiträge des Heftes setzen sich mit der Frage auseinander, wo sich das Soziale der Sozialen Medien in allen historischen Epochen verorten lässt. Dabei kann beispielsweise danach gefragt werden, inwiefern Medienzugang und -nutzung als soziale Ressourcen dienen, wie persönliche und institutionelle Netzwerke diesen Zugang strukturieren und welchen Einfluss dies auf die Produktion von Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die jeweiligen Medien hat.
Wir erbitten Vorschläge für Beiträge vorzugsweise in deutscher, ggf. auch in englischer Sprache bis zum 13.09.2019 an Jan-Friedrich Missfelder (j.missfelder@unibas.ch) und Carla Roth (carlateresa.roth@unibas.ch).
Die Deadline für akzeptierte Beiträge ist der 30. September 2020.
Organised by
Jan-Friedrich Missfelder / Carla Roth
Veranstaltungsort
Universität Basel / Departement Geschichte
Hirschgässlein 21
4051
Basel
Kosten
CHF 0.00