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traverse Nr. 3 / 2017
Alles wird teurer!
Alles wird teurer,
die Preise steigen,
Wucher!
Brot!
Solche oder ähnliche Feststellungen, solche Klagen, solches Stöhnen findet sich in grosser Zahl in historischen Quellen, sei es in Flugschriften, in Briefen und Tagebüchern von Kaufleuten, in Gravamina, in Zeitungen und Verwaltungsberichten, in Enquêten, Predigten oder im sozialdemokratischen Schrifttum, und das nicht nur für Zeiten, für die eine hohe Inflationsrate nachzuweisen ist, sondern durchaus auch in Perioden relativer Preisstabilität. Das gilt nicht nur für das 19. und 20. Jahrhundert, sondern auch für das Mittelalter und die frühe Neuzeit.
Das Themenheft von traverse zur Teuerung behandelt die kollektive oder individuelle, allgemeine oder schichtspezifische Wahrnehmung steigender Preise für Waren, des fallenden Werts des Gelds und/oder sinkender Löhne. Eine allgemeine Teuerung kann sich schleichend über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinziehen, wie etwa im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts, oder sie kann galoppierend wie im Dreissigjährigen Krieg während der Kipper- und Wipperzeit (1618–1623) oder in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg auftreten. Phänomene der Teuerung zeigen sich offen oder verdeckt und sie haben unterschiedliche Gründe: von Naturkatastrophen und Missernten über Kriege, fiskal- oder konjunkturpolitische Massnahmen bis zu Güter- und Transportengpässen etc. Mit Teuerungsschüben sind meistens Veränderungen in der Einkommensverteilung, Vermögensumschichtungen und die Entwertung von bestehenden finanziellen Verbindlichkeiten (Schulden, Guthaben) verbunden. All das macht die Teuerung stets zu einem sozialen Prozess, der oft auch erhebliche wirtschaftliche, soziale und politische Folgen zeitigt.
Der Themenschwerpunkt will epochenübergreifend einen Beitrag zur Historisierung sowohl der Wahrnehmung als auch des Forschungsgegenstands der Teuerung leisten. Die AutorInnen sollen in wirtschafts-, politik-, sozial-, alltags- und/oder diskursgeschichtlicher Fragestellung und Methode das jeweilige Feststellen der Teuerung sowie die zeitgenössischen politischen und wirtschaftlichen Gegenmassnahmen und Bewältigungsversuche thematisieren.
Die Beiträge werden als Themenschwerpunkt der traverse – Zeitschrift für Geschichte 3 / 2017 erscheinen. InteressentInnen reichen bis zum 15. April 2016 ein Abstract von einer Seite und ein kurzes CV (inkl. Publikationsliste thematisch einschlägiger Publikationen) an eine der folgenden Adressen ein:
tasmussen@mpiwg-berlin.mpg.de
pierre.eichenberger@fsw.uzh.ch
gisela.huerlimann@history.gess.ethz.ch
michael.jucker@unilu.ch
hans-ulrich.schiedt@hist.unibe.ch
Abgabeschluss der Artikel ist der 28. Februar 2017.
Organised by
traverse