Zwischen Aufbruch und Endzeit. Perspektiven und Verhalten des aargauischen Ritteradels angesichts des Niedergangs der habsburgischen Landesherrschaft und der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen 1415 unter besonderer Betrachtung der Familie Gessler

Nom de l'auteur
Cyrill
Willi
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Hesse
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2017/2018
Abstract
Die Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahre 1415 bedeutete nicht nur das Ende der habsburgischen Landesherrschaft in diesem Gebiet, sondern stellte ausserdem für den ansässigen und oftmals eng mit den Habsburgern verbundenen Ritteradel eine Zäsur dar. Durch die eidgenössische Inbesitznahme und Einrichtung eines neuen Verwaltungsapparats waren manche Geschlechter in eine existenzbedrohliche Lage geraten, die sie im Sinne der Selbsterhaltung zu bewältigen versuchten. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Geschlechter von Hallwyl, Ribi-Schultheiss, von Mülinen, von Büttikon, von Baldegg, Segesser, von Rinach sowie Kriech von Aarburg die Voraussetzungen und Perspektiven zu betrachten, die sich dem aargauischen Ritteradel in Anbetracht der Situation um 1415 boten. Darauf aufbauend sollen die daraus resultierenden Handlungsweisen und deren Konsequenzen erörtert werden. Ein besonderer Fokus soll schliesslich auf die Familie Gessler gelegt werden. Dieser war unter den Habsburgern ein einmaliger Aufstieg beschieden, weshalb sie vom Niedergang der habsburgischen Landesherrschaft in besonderem Masse betroffen war. Die Arbeit stützt sich auf die verfügbaren Überblickswerke und die spärlich vorhandenen und oftmals veralteten Arbeiten über aargauische Ritteradelsgeschlechter. Bei den Forschungen zur Familie Gessler wurde zu einem wesentlichen Teil auf nicht edierte Quellen zurückgegriffen, die sich heute grösstenteils in den Staatsarchiven Zürich und Luzern befinden. Die Masterarbeit hat ergeben, dass die Voraussetzungen und entsprechend auch die Reaktionen der oben genannten Geschlechter stark variierten. Dennoch kristallisierten sich bei deren Betrachtung vier Verhaltensmuster heraus: Kapitulation und Anpassung an die eidgenössischen Herrschaftsstrukturen war für politisch und wirtschaftlich nicht allzu bedeutsame Familien mit zumeist nur schwachen Beziehungen zu den Habsburgern die vielversprechendste Option. Demgegenüber stellte für Geschlechter, die durch eine enge Bindung an die alten Landesherren Güter und Ämter erlangt hatten, militärischer oder juristischer Widerstand ein legitimer Versuch des Machterhalts dar. Je nach Interessen war allerdings auch ein gegensätzliches Verhalten einzelner Familienmitglieder und -zweige zu beobachten. Vereinzelt sahen Geschlechter aber aufgrund ihrer Treue zu Habsburg und der fehlenden machtpolitischen Perspektiven keinen anderen Ausweg, als die allmähliche Aufgabe der aargauischen Besitzungen und die anschliessende Auswanderung. Abschliessend ist festzuhalten, dass keine der gewählten Verhaltensstrategien eine Garantie für einen erfolgreichen Erhalt der sozialen und wirtschaftlichen Stellung darstellte, ebenso wenig wie eine der Optionen den sicheren Untergang bedeuten musste. Ein Sonderfall für das Schicksal der aargauischen Ritteradelsgeschlechter stellt die Familie Gessler dar. Diese hatte sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts durch die enge Verbundenheit mit den Landesherren eine herausragende Stellung im habsburgischen Machtgefüge erarbeitet. Sie erhielt zahlreiche Güter und bekleidete in Person von Heinrich III. Gessler ab 1386 gar das wichtige Amt des habsburgischen Landvogts im Aargau. Diese ausserordentliche Stellung führte allerdings dazu, dass – im Unterschied zu den anderen betrachteten Geschlechtern – nicht erst die Vorgänge des Jahres 1415, sondern bereits die Folgen der verheerenden habsburgischen Niederlage gegen die Eidgenossen in der Schlacht bei Sempach 1386 gleichbedeutend mit einer ersten Zäsur und dem beginnenden Abstieg der Familie waren. Zwei Faktoren waren dabei entscheidend: Einerseits hatten die Gessler ausgerechnet während der Sempacherkriege ihren machtpolitischen Zenit erreicht und wurden dadurch als Inbegriff der habsburgischen Herrschaft im Aargau in eine exponierte Lage als Feindbild der Eidgenossen gerückt. Andererseits befanden sich grosse Teile ihrer Güter – namentlich im südlichen Aargau – als Folge der Machtverschiebungen nach Sempach in unmittelbarer Schlagdistanz der eidgenössischen Expansionsbestrebungen. Die daraus resultierenden Konflikte um herrschaftliche Rechte führten dazu, dass die Familie Gessler spätestens ab 1400 in grosse wirtschaftliche Bedrängnis geriet und deshalb bereits vor 1415 einen beträchtlichen Teil ihrer Güter und Rechte veräussern musste. Die Eroberung des Aargaus stellte demnach für die Gessler den Schlusspunkt einer seit 1386 einsetzenden Abwärtsspirale dar. Dem Geschlecht wurde in der Folge zum Verhängnis, dass seine Macht praktisch ausschliesslich auf habsburgischen Pfandschaften beruhte. Diese wurden im Gegensatz zu den Eigengütern von den Eidgenossen konsequent eingezogen. Wie anhand der nicht edierten Quellen eindrücklich nachvollzogen werden konnte, kämpften die Gessler ab 1415 auf juristischem Weg und im Verbund mit der verschwägerten Familie von Friedingen zeitweise auchinFormvonfehdeartigenKonfliktenerbittert gegen die – in ihren Augen unrechtmässige – Enteignung ihrer Güter und Rechte. Diese Bemühungen blieben jedoch erfolglos. Ende des 15. Jahrhundert starb die Familie im Mannesstamm aus.

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