Wasserbau im 19. Jahrhundert am Beispiel des Reusstals im aargauischen Freiamt 


Nom de l'auteur
Philippe
Meier
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2019/2020
Abstract
Die Reuss überschwemmte das Reusstal im aargauischen Freiamt letztmals 2005, wobei auch die niederen Gebiete von Bremgarten und Win- disch überflutet wurden. Die Gefahr des heranströmenden Wassers beschäftigte die Bevölkerung aber nicht erst seit 2005: Bereits seit Jahrhunderten bildeten Überschwemmungen ein Ärgernis. Dabei war besonders der Streckenabschnitt von Mühlau bis Hermetschwil immer wieder von Flussverlagerungen und Überschwemmungen betroffen. Da in diesem Streckenabschnitt im 19. Jahrhundert auch erste grössere Wasserbauprojekte realisiert wurden, untersucht die Masterarbeit diese für das Reusstal im Raum Mühlau bis Hermetschwil. Da bis anhin kaum Literatur oder Forschungsarbeiten hierzu verfasst wurden, stützt sich die Arbeit vorwiegend auf Quellenbestände der zuständigen Baukommission und des Regierungsrats, die im Staatsarchiv Aargau in Aarau eingelagert sind. Bis zum Ende des Ancien Régime verursachten vor allem die häufigen Laufwechsel der Reuss nach grösseren Hochwassern Probleme für die Bevölkerung. Als Gegenmassnahme erstellte die Bevölkerung oder damalige Obrigkeit Wuhren, erarbeitete kleinere Flusskorrektionen oder entfernte zumindest zeitweise das hinderliche Hermetschwiler Mühlewehr. Da das Wehr aber kurz nach der Entfernung im 16. Jahrhundert wieder erstellt wurde, blieben die restlichen Abwehrmassnahmen grösstenteils wirkungslos. Mit dem Wehr erhöhte sich die Flusssohle aber stetig, so dass immer weniger Wasser nötig war, bis die Reuss über die Ufertrat. Gegen Ende des Ancien Régime mussten daher die ersten Hochwasserschutzdämme erstellt werden, um die Ebene vor Überschwemmungen zu schützen. Im 19. Jahrhundert beschäftigte sich der Kanton zuerst mit der Festlegung der territorialen Grenzen. Hierzu fixierte er die sich ständig ändernden Ufer anhand von Verträgen mit den Nachbarkantonen. Dadurch veränderte sich auch der Wert der Wuhren, denn durch die Festlegung der Ufer mussten diese fortan so erstellt werden, dass sie die Ufer an vereinbarten Korrektionslinien fixierten. Die Wuhrpflichtigen mussten aber zuerst zur Einhaltung der Korrektionslinien animiert werden; als probates Mittel etablierte sich die Auszahlung von Staatsbeiträgen. Dabei unterstützte der Kanton vor allem Wuhren, welche für die Region oder die Korrektionslinie als wichtig erachtet wurden oder besonders komplex und kostenintensiv waren. Nebst dem Bau von Wuhren beschäftigte sich der Wasserbau im 19. Jahrhundert einerseits mit der Beseitigung anthropogen verursachter Verheerungen (Wehre) und andererseits mit Verbesserungsmassnahmen für die Reussebene. Zu diesem Zweck verfasste die zuständige Baukommission 1828 den Bericht Massnahmen über die Regulierung des Reussabflusses, welcher vorsah, die Reuss bei Unterlunkhofen zu korrigieren, das Hermetschwiler Mühlewehr zu entfernen sowie die Binnengewässer von Mühlau bis Rottenschwil abzuleiten und die Hochwasserschutzdämme zu schliessen. Die Reusskorrektion war das erste Projekt, welches 1848 vollendet wurde. Dabei war vor allem die Uneinigkeit zwischen den Gemeinden die Hauptursache für die lange Verzögerung der Realisierung. Erst als der Regierungsrat intervenierte und zumindest den unumstrittenen unteren Durchstich durchpaukte, nahm das Projekt Fahrt auf. Doch Planungsfehler und unvorhersehbare Ereignisse verdreifachten schliesslich die budgetierten Kosten. Als zweites Projekt vollendete der Kanton 1858 die Entfernung des Hermetschwiler Mühlewehrs, welches bereits 1829 in einem ersten Schritt verkleinert worden war. Damit war der Staukörper beseitigt, so dass sich der Wasserbau im 19. Jahrhundert fortan auf zusätzliche Schutzmassnahmen konzentrieren konnte. Hierzu dienten die Binnengewässerableitung und die Schliessung der Hochwasserschutzdämme, wobei auch diese Projektierungsphase Jahrzehnte verschlang. Die Verzögerung hatte in diesem Fall aber auch positive Effekte, denn durch die periodisch durchgeführten Ausräumungen des Reussbetts tiefte sich die Reuss dermassen ein, dass die Kanäle der Binnengewässerableitung ebenfalls tiefer eingegraben werden konnten. Doch auch dieses Projekt verursachte Mehrkosten, nebst maroden Dämmen und unstabilem Untergrund belasteten vor allem diverse Planungsfehler der Baukommission den Kostenvoranschlag massiv. Auch Berechnungsfehler der Baukommission beim Abfluss des Merenschwanderbachs trübten das Projekt, da dadurch die Kanäle zu schnell vollliefen. Die Nachhaltigkeit der Massnahmen zur Regulierung des Reussabflusses im 19. Jahrhundert war daher zwiespältig. Während die Reusskorrektion und die Heraushebung des Wehrs den Reusslauf stabilisierten, konnte die Binnengewässerableitung die Erwartungen nur bei niedrigem und mittlerem Wasserstand erfüllen. So verbesserte zwar der Wasserbau im 19. Jahrhundert durchaus die Lage für die Reussebene und deren Bewohner, doch nicht so tiefgreifend, wie dies die Projekte versprachen. Überschwemmungen konnten daher am Ende des 19. Jahrhunderts nicht vollends verhindert werden.

Accès au document

Bibliothèque

Les travaux académiques sont déposés à la bibliothèque de l'université concernée. Cherchez le travail dans le catalogue collectif des bibliothèques suisses