Untersuchung der Flüchtlingsbetreuung des Verbands schweizerischer jüdischer Fürsorgen (VSJF)

Nom de l'auteur
Rachel
Salzmann
Type de travail
Mémoire de licence
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Brigitte
Studer
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2006/2007
Abstract

1956 flohen hunderttausende Flüchtlinge aus Ungarn nach Österreich und Jugoslawien, um den Folgen des Aufstandes, der sich Ende des Jahres 1956 in Ungarn ereignet hatte und den daran anschliessenden Repressionsmassnahmen der Sowjets zu entgehen. Die Schweiz berief sich in diesem Fall auf ihre humanitäre Tradition und gewährte über 10’000 ungarischen Flüchtlingen die Weiterreise in die Schweiz.

 

In dieser Arbeit wird vor allem die Rolle eines Schweizer Hilfswerkes in den Vordergrund gestellt. Es soll untersucht werden, was dieses Hilfswerk zur Integration der ungarischen Flüchtlinge beitragen konnte. Im Speziellen wird auf die ungarisch-jüdischen Flüchtlinge eingegangen, die vom Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen (VSJF) betreut wurden. Von den über 10’000 ungarischen Flüchtlingen, die in die Schweiz einreisten, betreute der VSJF 454 Personen, die auf Grund des Aufstandes in Ungarn nach Österreich und Jugoslawien geflüchtet waren. In dieser Arbeit werden die Jahre 1956–1960 untersucht. Zur Untersuchung der Dossiers werden „Case Studies“ durchgeführt. In diesem Fall bedeutet das, dass der Integrationsprozess von fünf Flüchtlingen, die der VSJF betreute, als Fallbeispiele analysiert wurden.

 

Diese Arbeit lehnt sich an die Integrationsdefinition von Hoffmann-Nowotny, wobei Integration die Partizipation des Migranten an der Struktur der Gesellschaft meint. Die Arbeits- und Wohnungssuche, sowie die Teilnahme am Sozialsystem werden als Hauptindikatoren für die Integrationshilfe des VSJF definiert.

 

Im Archiv für Zeitgeschichte befinden sich die Bestände der Zürcher Zentralstelle des VSJF. Für die Jahre 1938–1990 wurden über 12’360 Flüchtlingsdossiers abgelegt. Ein kleiner Teil davon befasst sich mit den jüdischen Flüchtlingen aus Ungarn von 1956/57. In diesem Bestand sind ebenfalls die Protokolle, Statuten und Reglemente sowie die Jahresberichte und Verwaltungs- und Personalakten des VSJF enthalten Der VSJF war eine Anlaufstelle für jene Flüchtlinge, die sich in der Schweiz nicht zu Recht finden konnten. Obwohl dies vom VSJF nicht gewünscht war, betreute das Hilfswerk auch Flüchtlinge, die nicht den jüdischen Glauben hatten. Der grosse Teil, nämlich 88% aller vom VSJF im Untersuchungszeitraum betreuten Flüchtlinge, hatten die jüdische Konfession.

 

Der VSJF war eigentlich nicht direkt mit den Flüchtlingen in Kontakt, obwohl die Flüchtlinge auch das Büro des VSJF in Zürich aufsuchten, wie die Fallbeispiele zeigten. Generell waren es aber lokale Betreuer, die in engem Kontakt mit dem VSJF und den Flüchtlingen standen.

 

Die Herkunft der Flüchtlinge war für deren Integration wichtig, da die Schweizer Bevölkerung sich vor allem mit den Menschen aus dem Ostblock solidarisierte und in der Schweiz deswegen ein positives Klima gegenüber den ungarischen Flüchtlingen herrschte. Bei den untersuchten Fallbeispielen zeigte sich, dass der Gesundheitszustand eine Rolle für die Integration der Flüchtlinge spielte. Waren die Flüchtlinge so stark gesundheitlich angeschlagen, dass sie in der Schweiz nicht arbeiten konnten, wirkte sich das auch auf ihre Integrationschancen aus.

 

Im Fall der Arbeitssuche konnte festgestellt werden, dass der VSJF denjenigen Personen, die noch keine Arbeit in der Schweiz gefunden hatten, Adressen gegeben hatte, wo sie sich melden sollten. Nur in einem der Fallbeispiele hat sich der VSJF direkt an die Firmen gewandt. Für diejenigen Flüchtlinge, die eine zeitlang keine Stelle hatten oder aus einem Grund nicht arbeiten konnten, veranlasste der VSJF, dass sie eine angemessene Unterstützungsleistung erhielten. In keinem der Fallbeispiele ist erwähnt, dass der VSJF den Flüchtlingen bei der Suche für eine Wohnung geholfen hatte. Falls die Flüchtlinge aber keine finanziellen Mittel hatten, stellte der VSJF in Zusammenarbeit mit den Eidgenössischen Behörden die Mittel zu Verfügung. Der VSJF war allerdings aktiv, wenn es um die Beschaffung von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen ging. Eindeutig der wichtigste Arbeitsbereich des VSJF war die mediatorische Tätigkeit. Der VSJF half den Flüchtlingen, mit den schweizerischen und ausländischen Behörden zu verhandeln. Er unterstützte die Flüchtlinge bei Sprachschwierigkeiten und war vor allem die erste Anlaufstelle. Abschliessend kann gesagt werden, dass der VSJF nicht die Integration der Flüchtlinge unterstützte, sondern dafür sorgte, dass sich die Flüchtlinge nicht um ihre Existenz zu sorgen brauchten.

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