Repräsentationen binationaler Ehe- und Liebesverhältnisse. Eine kulturhistorische Untersuchung Schweizer Spielfilme der 1980er Jahre

Nom de l'auteur
Sara
Schindler
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christina
Späti
Institution
Seminar für Zeitgeschichte
Lieu
Fribourg
Année
2023/2024
Abstract

Menschen in binationalen Ehe- und Liebesverhältnissen stehen an der Grenze zur gesellschaftli- chen, politischen und rechtlichen In- und Exklusion und drohen diese zu verwischen oder in Frage zu stellen. Die aktuelle Forschung konnte zeigen, dass gerade aufgrund dieser Bedrohung vor- herrschender Machtverhältnisse binationale Paare bis heute vornehmlich problematisiert werden. Im Schweizer Kontext stellt die historische Aufarbeitung binationaler Ehe- und Liebesverhält- nisse allerdings ein Desiderat dar. Mit der Untersuchung von Repräsentationen binationaler Ehe- und Liebesverhältnisse in Schweizer Spielfilmen der 1980er Jahre versuchte diese Arbeit, einen kulturhistorischen Beitrag zur Geschichte solcher Beziehungen in der Schweiz zu leisten. Hierzu wurden Darstellungsweisen der Paare und der Heirat sowie dadurch (re-)produzierte Bedeutungs- potentiale herausgearbeitet. Die Spielfilme als eigenständige historische Quellen wurden theore- tisch und methodisch in der Visual History und den Cultural Studies situiert. Verstanden als eine kulturelle Praxis, die nicht vollständig von einem diskursiven Regime festgesetzt, aber auch nicht davon losgelöst ist, wurden die Spielfilme in den historischen, sozialen und kulturellen Kontext eingebettet, um so Diskursverschränkungen und -abweichungen sichtbar zu machen. Indem ein besonderes Augenmerk auf Differenzkonstruktionen entlang verschiedener sozialer Kategorien gelegt wurde, konnte auf die in der Kultur festgeschriebenen Identitätskonstruktionen und damit zusammenhängende Machtverhältnisse aufmerksam gemacht werden. Die Arbeit hat sich des Weiteren eingehend mit dem methodischen Zugang zu audiovisuellen Quellen beschäftigt und plädiert für einen ganzheitlichen filmanalytischen Ansatz, der über die Inhaltsanalyse hinaus auch die narrative, visuelle und auditive Ebene miteinbezieht. Dadurch konnte die Untersuchung unter anderem feststellen, dass inhaltlich getroffene Narrative, die vor allem fremdenfeindliche Dis- kurse und gesellschaftliche Konventionen kritisieren, von den Darstellungsweisen teilweise kon- terkariert werden, indem sich diese in ein rassistisches und sexistisches Blick- und Repräsentati- onsregime einfügen. So wird beispielsweise das konventionelle Ehe- und Familienkonzept in Frage gestellt, aber damit verbundene Geschlechterzuschreibungen perpetuiert. Differentialisti- sche Vorstellungen über Geschlecht und damit zusammenhängende Abhängigkeitsverhältnisse werden in den Spielfilmen nicht nur naturalisiert, sondern beispielsweise durch den Prozess des Berg-Otherings auch legitimiert und sind eng mit der Repräsentation des ‹Anderen› verknüpft. Die Repräsentationen unterstreichen damit die Interdependenz von Rassismus und Sexismus. Schliesslich konnte am Beispiel des Spielfilms «Der Nachbar», der als einziger Film das Ehe- und Liebesverhältnis zwischen einer Schweizerin und einem Ausländer hier einem Marokkaner behandelt, auf (Un-)Zeigbares verwiesen werden sowie auf die Möglichkeiten der Umdeutung bestimmter Bilder. Gleichzeitig zeigte sich hier aber auch, dass trotz ihrer Mehrdeutigkeit Bedeu- tungspotentiale untereinander nicht gleichgestellt, sondern bestimmte Repräsentationsformen (wirk-)mächtiger sind als andere.

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