Organisationen von Besatzungskindern des Zweiten Weltkrieges im Vergleich

Nom de l'auteur
Florian
Armingeon
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Gerlach
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2023/2024
Abstract

Besatzungskinder sind ein begleitendes Phänomen von Kriegen und Konflikten. Wo auch immer Besatzungssoldaten im Zweiten Weltkrieg stationiert waren, wurden neun Monate später die ersten Besatzungskinder geboren. Fraternisierungsverbote, kontrollierte Prostitution, bestehende Feindbilder und ideologische motivierte Bevölkerungspolitik hatten weniger Einfluss auf die intimen Kontakte der einheimischen Bevölkerung und Angehörigen der Besatzungsmacht, als auf den individuellen, gesellschaftlichen und staatlichen Umgang mit diesen Beziehungen und den daraus entstandenen Kindern. Unterschiedliche Mächteverhältnisse in den besetzten Ländern, Unterschiede in den Erinnerungen und Auseinandersetzungen damit in der Nachkriegsgesellschaft, regionale und politische Unterschiede und vielfältige Beziehungsformen sowie -motivationen der Eltern zeichnen ein heterogenes wie auch komplexes Bild der Besatzungskinder und deren Umgang mit ihrer Vergangenheit. Dennoch kann seit den 1980er Jahren eine zunehmende Vereinigung von Besatzungskindern festgestellt werden, die in gemeinsamen Erfahrungen und Zielen begründet liegt. Dazu gehört das Schweigen der Mütter oder Adoptiveltern über den leiblichen Vater, Scham- und Schuldgefühle, sowie Benachteiligungen durch die Familie, das soziale Umfeld oder den Staat und eine oftmals schwierige und langwierige Suche nach dem Vater und weiterer Informationen über den biografischen Hintergrund.

 

In dieser Masterarbeit werden die Organisationen von Besatzungskindern des Zweiten WeltkriegesinihrenEntstehungsumständen,Zielen,Vorgehensweisen, den damit verbundenen Schwierigkeiten, sowie ihrer Vernetzung untersucht. Aufgrund spärlicher Sekundärliteratur zu diesen Themen wurde in einem ersten Teil das Quellenmaterial neun ausgewählter Organisationen ausgewertet, das sowohl über deren Internet-Plattformen, als auch durch den Kontakt mit Vertretern und Vertreterinnen der Organisationen erhalten wurde. Darunter befinden sich Zeitschriften, Jahresberichte, Vortragstexte zu Konferenzen, Sitzungsprotokolle und der Öffentlichkeit zugängliche Informationen über die Aktivitäten der Organisationen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass diese Unterlagen mehrheitlich Anliegen, Ansichten und Selbst einschätzungen der Organisationen wiedergeben. In einem zweiten, vergleichenden Teil wurden einzelne Themen wie die Vatersuche, Forderungen und Vernetzung der Organisationen untersucht und in einen historischen Kontext gesetzt, der von einem gesellschaftlichen Wandel zur Besatzungskinderthematik begleitet wird. Dieser Wandel zeigt sich einerseits durch eine späte Viktimisierung der Besatzungskinder und deren Mütter und andererseits durch ein zunehmend aktivistisches und öffentlicheres Auftreten der Besatzungskinder.

 

Die Arbeit zeigt auf, dass innerhalb und zwischen den Organisationen, trotz einiger gemeinsamer Kernthemen, unterschiedliche Ansichten zur Vorgehensweise und Unterschiede in der Beurteilung der eigenen Geschichte und der Geschichte der Eltern bestehen. Letztlich zeigt sich das auch in den verschiedenen Netzwerken der Besatzungskinder, die seit den 1990er Jahren zunehmend aufgebaut wurden.

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