Beharren und Aufbruch. Die Karriere des Schwyzer Politikers Kan äJ.y (1754 - 1816) und ihr finanzieller Hintergrund

Nom de l'auteur
Jürg
Auf der Maur
Type de travail
Mémoire de licence
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
M.
Körner
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
1989/1990
Abstract

Die vorliegende Lizentiatsarbeit beschäftigte sich mit dem Leben und der politischen Karriere des Politikers, Schriftstel­ lers und Arztes Dr. Karl Zay aus Arth (SZ). Die Untersuchung gliedert sich im wesentlichen in drei Teile. Der erste Teil beschreibt - nach der Darstellung seines familiären Umfeldes und seines Freundeskreises - Zays Ausbildung zum Arzt sowie seinen Start und Karrieregang in der Politik (1). Im zweiten Teil wird versucht, Kan Zay innerhalb der Aufklärungs­ bewegung zu situieren (II). Ausgehend von einer umfassenden (quantitativen) Vennögensanalyse konnten im letzten Teil abschliessend Aussagen zur Wirtschaftslage des Alten Landes Schwyz zur Zeit der Helvetik und Mediation fonnuliert werden (III).

Die Untersuchung basiert auf einer Fülle von Quellen aus dem Familienarchiv der Familie Sigfried Fassbind, Ober­ arth/SZ. Dieses bis jetzt noch für keine wissenschaftliche Arbeit verwendete Material wurde ergänzt mit zahlreichen Schriften aus dem Staatsarchiv Schwyz. Zusätzlich wurden auch die Amtliche Sammlung der Eidgenössischen Ab­ schiede und • neben anderem • die beiden von Kan Zay gedruckt vorliegenden Werke über die Gemeinde Arth und den Kanton Schwyz hinzugezogen. Nebst einer umfangreichen Korrespondenz, zahlreichen politischen Schriften in Form von Reden und Aufsätzen sind es vor allem die in grosser äJ.hl zusammengetragenen Akten zu seinen Finanzverhältnis­ sen, auf die sich die Arbeit weitgehend stützt: Ein seit 1784 geführtes Rechenbuch, das Testament seines Vaters, sein eigenes Testament oder - um nur einige Quellen zum dritten Themenbereich zu nennen - die für die Jahre 1794 - 1815 vollständig erhaltenen 'Zinslisten', wo äJ.y Jahr für Jahr notierte, welcher Pächter für welches Gut ihm den Zins (Zinsraten) bereits bezahlt hatte.

Die Untersuchung kam zu folgenden Ergebnissen:

1)

Karl äJ.y (1754 - 1816) gehörte dem Schwyzer Bildungsbürgertum an. Durch seine beiden Heiraten - 1781 mit Maria Katharina von Weber; vermutlich 1809 mit Katharina Ab Yberg - verband er sich verwandtschaftlich mit Angehörigen der höchsten militärisch-politischen Aemteraristokratie des Kantons Schwyz. Diese Beziehungen zeigten Wirkungen. Zay - bereits von Haus aus begütert - wurde reich und konnte sich gerade dadurch auf seine politische Karriere konzentrieren.

Seine Laufbahn als Politiker begann Zay 1778/1779 als Gesandter des Kantons Schwyz an ennetbirgische Vogteisitzun­ gen. Verschiedene Hinweise lassen die Vennutung zu, dass er zu dieser Zeit juristische Kenntnisse erworben hatte. Die Fortsetzung seiner politischen Laufbahn wurde zwischen 1779 und 1781 unterbrochen. In dieser Zeit bildete sich äJ.y in Strassburg zum Arzt aus. Die Universität Strassburg war zu jener Zeit nicht nur für ihre gute medizinische Ausbildung bekannt, sondern galt geradezu als 'Kaderschule' für angehende Diplomaten. Diese bewusst verfolgte Karriereplanung zahlte sich aus. Nach weiteren Gesandtschaften ins Tessin und in die Ostschweiz wurde äJ.y 1786 Mitglied des Schwy­ zer Rates. 1798 gehörte er der Kriegskommission an und wurde anschliessend Richter des Kantons Waldstätten. Seine Delegierung an die Mediationsverhandlung nach Paris (Winter 1802/1803) für den Stand Schwyz führte Zay aufs inter­ nationale politische Parkett; ein Auftrag, den er nur mit Widerwillen ausführte. Zurück in Schwyz wurde er Säckelmeister (1803 bis 1808) und Landesstatthalter (1809-11). In dieser Zeit war er zudem Schwyzer Tagsatzungsgesandter und Prä

sident zahlreicher Kommissionen. 1811 zog er sich aus der Politik zurück. Seine Karriere bildete die Basis für die Lauf­ bahn seines Sohnes, der 1824 Landammann von Schwyz wurde.

II)

Die Rolle Zays in der Aufklärung ist zwiespältig. Er war als belesener Zeitgenosse und bekannter Schriftsteller ein be­ gehrter Gastgeber, der sich in seinem Kanton für einige aufklärerische Postulate einsetzte (Bildung, medizinische Ver­ sorgung). Gegen aussen präsentierte er sich allerdings als konservativer lnnerschwyzer. Er machte in keiner Gesell­ schaft mit und war zeitlebens von einer tiefen Abneigung gegen Leute der protestantischen Schweiz geprägt.

III)

Die Vermögensanalyse bestätigt die Vorliebe der damaligen Oberschicht, ihr Geld in der Landwirtschaft anzulegen. Für Zay konnten mehr als 130 Kapitalbeteiligungen nachgewiesen werden. Diese verteilen sich - mit Schwerpunkt Arth - über das ganze Alte Land Schwyz. Da die Bauern ihre Zinsen nicht jedes Jahr gleich gut bezahlen konnten, unterlagen Zays Zinseinnahmen starken Schwankungen. Das konnte soweit gehen, dass er in ernste Liquiditätsprobleme geriet. Insge­ samt nahm die bäuerliche Verschuldung gegenüber Zay zwischen 1793 und 1813 um 677 Prozent zu.

Da die Zinsen von den Bauern aus den laufenden Erträgen ihrer landwirtschaUichen Tätigkeit gedeckt werden, liessen sich aus den Schwankungen der Zahlungseingänge Konjunkturen ableiten, die Rückschlüsse auf die Wirtschaftslage der Schwyzer Bevölkerung ermöglichten. Als eigenUiche Krisenzeiten konnten dabei die Jahre 1804 - 1808 definiert werden. Hier, und nicht wie Zay (und die ältere Literatur) wahrhaben wollen in der Helvetik, ist eine eigentliche Krise auszuma­ chen. Für Zay gab es allerdings im Ancien Regime und während der Mediation keine Krisen, weil das nicht zum Bild des 'Hirtenglückes' gepasst und letztlich dem System und ihren Trägem die Legitimation entzogen hätte. Seine Argumenta­ tion orientierte sich damit nicht an den Fakten, sondern war politisch ideologisch motiviert.

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