Type de travail
Mémoire de licence
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2013/2014
Abstract
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt sich Zürich im Zuge diverser Gründungen und Ansiedlungen namhafter literarischer Agenturen zwischen 1950 und 1975 zu einer eigentlichen Handelsmetropole für die Vermittlung internationaler Lizenzen. Die als „heimlichen Herrscher des Literaturbetriebs“ apostrophierten, einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannten Import- und Subagenturen erweisen sich als leise Global Players im internationalen Handel mit Intellectual Property Rights. In ihrer Mittlerfunktion zwischen Autorinnen und Verlagen bewegen sich die Agenturen in einem kulturell-wirtschaftlichen Handlungsfeld, in dem – geprägt durch den Doppelcharakter des Buches – wirtschaftliches Kalkül und Profitdenken mit den Ansprüchen der geistig-kulturellen Sphäre konkurrenzieren und damit spezifische Anforderungen an das Berufsethos gestellt werden.
Im Gefüge des Literaturbetriebes wird die institutionalisierte Rolle des Agenten getragen von mannigfachen Beziehungs- und Informationsnetzen, in die im Rahmen dieser Arbeit exemplarisch Einblick gewonnen werden kann. Im Zentrum der Untersuchung steht der Werdegang der 2001 in Zürich verstorbenen Ruth Liepman (geb. Lilienstein, 1909 in Polch an der Eifel), die als eine unbestrittene grande Dame ihrer Profession das ab 1945 neu im Entstehen begriffene Berufsbild der literarischen Agentin massgeblich mitgeprägt hat. Ihre Biographie, die sie gleichsam als eine ehemalige Agitatorin im kommunistischen Untergrund und Zeugin des antifaschistischen Widerstands ausweist, ist gezeichnet von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und den Erfahrungen im niederländischen Exil. Das Feld der professionellen Literaturvermittlung erschliesst sich die promovierte Juristin deutsch-jüdischer Abstammung im Zuge der Remigration, als sie in Hamburg die Bekanntschaft des Autoren und Journalisten Heinz Liepman (1905-1966) macht und 1949 die Grundsteine für die literarische Agentur gelegt werden. Unter der Leitung von Ruth Liepman entwickelt sich das Unternehmen, das seinen Sitz 1961 nach Zürich verlegt, zu einer renommierten Institution internationaler Literaturvermittlung.
Die Untersuchung sieht vor, den Werdegang Ruth Liepmans in einer an den Gender Studies orientierten Perspektive kritisch zu befragen, mit dem Ziel ihre kulturellen Verdienste und Leistungen als weibliche Vertreterin eines verhältnismässig jungen Berufstandes herauszuarbeiten, um so eine Annäherung an das Berufsprofil einer idealtypischen Agentin zu leisten.