ENTMÜNDIGT. Vormundschaft in der Stadt Bern 1920-1950

Nom de l'auteur
Mischa
Gallati
Type de travail
Thèse
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Béatrice
Ziegler
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2012/2013
Abstract


Wie in andern Ländern auch erfuhren eugenische Argumentationsweisen in der Schweiz in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in psychiatrisch-medizinischen, bevölkerungs- und sozialpolitischen Zusammenhängen einige Verbreitung. Sozialpolitische Praktikerinnen und Praktiker rückten von ökonomischen oder politischen Lösungsansätzen der 'sozialen Frage' zusehends ab und schwenkten auf einen zumindest teilweise eugenisch motivierten Kurs ein. Zeitlich parallel dazu begann sich der Sozialstaat modernen Zuschnitts in seinen Grundzügen auszuformen. Im schweizerischen Kontext entwickelten sich insbesondere kommunale Einrichtungen zu eigentlichen sozialstaatlichen Laboratorien. Verbunden mit ihrem Ausbau auf Gemeindeebene kam es zu verstärkten Professionalisierungsbestrebungen der Berufsfelder, die heute unter dem Begriff der sozialen Arbeit subsumiert werden. Inwiefern nun die Eugenik in diesem und vor allem für diesen Prozess der Institutionalisierung und Professionalisierung eine Rolle spielte, ist Gegenstand dieser Arbeit. Dies wird anhand der Praxis der Stadtberner Vormundschaftsbehörde 1920-1950. Als Quellen dienen vor allem die Protokolle der Vormundschaftskommission, Vormundschaftsberichte der sowie ausgewählte Personendossiers der Sozialen Fürsorge.

Das Vormundschaftswesen spielt für sozialstaatliche Ein- und Ausschlussmechanismen insofern eine bedeutende Rolle, als hier über die zentrale Frage der Mündigkeit, Entscheidungsfreiheit bzw. Urteilsfähigkeit als Grundlage des staatsbürgerlichen Subjekts entschieden wird. Über die Bevormundung erhalten staatliche Organe direkten Zugang zu allen Bereichen der normalerweise unter besonderem staatlichen Schutz stehenden Privatsphäre einer Person: Vermögensverwaltung, berufliche Aktivitäten, Wohnsitznahme, Sexualität.

Die Arbeit liefert einen Beitrag zur Geschichte der Entstehung des sozialstaatlichen Netzes in der Schweiz sowie zu Rezeption und Gebrauch von Eugenik in diesem Berufsfeld im Zeitraum von 1920-1950.

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