Die Darstellung von Naturkatastrophen auf illustrierten Post- und Ansichtskarten vor 1920

Nom de l'auteur
Janine
Thurnherr
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof. Dr.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut, Universität Bern
Lieu
Bern
Année
2012/2013
Abstract
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden Fotografien durch ihre V erwendung als Postkarten erstmals Eingang in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, wo sie zur weitläufigennationalenundinternationalengesellschaftlichen Kommunikation eingesetzt wurden. Dies führte zur Infiltration vielfältiger PostkartenMotive in diverse Kulturkreise, wobei auch Naturkatastrophen als Motiv abgelichtet und im Postkartenformat versandt wurden. Die Arbeit untersucht die Darstellung von Naturkatastrophen auf Postund Ansichtskarten im Zeitraum von 1890 bis 1920. In der Einleitung der Arbeit werden die zentrale Thematik, Forschungsstand, Begriffe sowie die angewandte Methode der seriellikonografischen Fotoanalyse von Ulrike PilarczykundUlrikeMietznererläutert.DerHauptteil beinhaltet erstens die historische Einbettung des Mediums Postkarte in die Gesellschaft des 19./20. Jahrhunderts sowie die Geschichte der Postbzw. Ansichtskarte. Dabei werden die Funktion und Aufgabe des Kommunikationsmittels sowie gängige abgebildete Motive illustrierter Ansichtskarten, der technische Wandel der Fotografie sowie die Anwendung von Fotomontage aufgegriffen. Zweitens werden die Untersuchungsergebnisse systematisch präsentiert und diskutiert. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden Teile der Methode der seriellikonografischen Analyse angewandt, welche als zur Untersuchung von fotografischen Serien, unter anderem im historischen Bereich, einsetzbar gilt. Sie vereint zwei methodische Verfahren, die aufeinander bezogen werden. Einerseits die Interpretation repräsentativer Einzelfotografien, die sogenannte ikonografisch-ikonologische Bildinterpretation, andererseits die Untersuchung ganzer Bestände von Fotografien, die sogenannte serielle Analyse. Anhand eines Fragenkataloges wurde die Frage nach der Darstellung von Naturkatastrophen weiter differenziert, indem zu verschiedenen Bereichen wie Gebäude, Infrastruktur, Personen, Tiere, Verkehrsmittel, natürliche Objekte, Zeitpunkt im Ereignisverlauf, Perspektive/Blickwinkel des Fotografen sowie Raumaufteilung, -anordnung Fragen formuliert wurden, deren Beantwortung für jede einzelne Quelle innerhalb des Korpus erfolgte. Als Quellen dienten 100 Postund Ansichtskarten mit Naturkatastrophenmotiven wie Überschwemmungen, Brände, Sturmfluten, Stürme und das Einzelmotiv eines Bergsturzes. Im Quellenkorpus befand sich eine grössere Anzahl an Karten aus der Schweiz, Österreich, Deutschland sowie Einzelstücke aus Frankreich, der Tschechischen Republik, Russland und den USA. Einerseits stammten die Karten aus der Schweizer Nationalbibliothek, dem Museum für Kommunikation in Bern, dem Historischen und Völkerkunde Museum in St. Gallen und der Datenbank der Abteilung WSU der Universität Bern, andererseits aus den Sammlungen von Mathias Deutsch, M. Opprecht sowie Anton Resch, Heinz Ronacher und Beatrix Salchegger. In einem Schlussteil wurden die Resultate der Untersuchung zusammenfassend dargelegt, relevante Erkenntnisse sowie weiterführende Fragen erörtert. Das nächstgelegene Ziel der Arbeit stellte die Erfassung von Tendenzen in der Darstellung von Naturkatastrophen auf Postkarten dar. Durch die Analyse sollte ein exemplarisches Gesamtbild der Darstellung von Naturkatastrophen auf Postkarten resultieren. Folglich wurde auch die Untersuchung der Textmitteilungen bzw. der räumlichen, zeitlichen und persönlichen Beziehung zwischen AbsenderIn sowie EmpfängerIn der Postund Ansichtskarten untersucht, um damit einen kulturund mentalitätsgeschichtlichen Zugang zur Darstellung von Naturkatastrophen als Motiv auf Postund Ansichtskarten zu schaffen. Da die dem Quellenkorpus angehörigen illustrierten Postund Ansichtskarten eine relativ kurze Zeitspanne abdecken, konnte keine eindeutige Veränderung in den Darstellungen über die Zeit hinweg beobachtet werden. Somit wurde festgestellt, dass die serielle Fotoanalyse keine Resultate zum Wandel von Mentalitäten und Betrachtungsweisen, welche ihren Ausdruck auf den Motiven fanden, liefern kann. Obwohl die untersuchten illustrierten Postund Ansichtskarten aus verschiedenen Städten, Ortschaften und Ländern stammen und von unterschiedlichen Fotografen bzw. Verlagen zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen wurden, weisen deren Darstellungen innerhalb der Kategorien auffallend viele Ähnlichkeiten auf. Beispielsweise findet man auf Ansichtskarten mit einer Hochwasserdarstellung häufig Gebäude mit Wiedererkennungswert, überschwemmte Plätze, bestimmte InfrastrukturElemente, V erkehrsmittel wie Pferdefuhrwerke, Ruderboote oder Flösse sowie Personen, die sich im Wasser befinden oder aus dem Fenster schauen. Die Untersuchung ermöglicht demzufolge eine Vorstellung über das, was von der damaligen Gesellschaft als abbildungsund erinnerungswürdig beurteilt wurde und in Form der Ansichtskarten zwischen den Gesellschaftsgruppen kursierte. Es lassen sich wiederkehrende Elemente und spezifische Motivtypen aufzeigen, wodurch folglich auf eine existierende, gängige zeitgenössische Norm der Naturkatastrophenfotografie auf den illustrierten Postund Ansichtskarten des untersuchten Quellenkorpus geschlossen werden kann. Bezüglich des kulturund mentalitätsgeschichtlichen Zugangs konnte festgestellt werden, dass nur eine geringe Anzahl an Textmitteilungen direkt Bezug auf das Ereignis nimmt. Somit kann primär auf die Funktion der illustrierten Postund Ansichtskarten als alltägliches Mittel der Kommunikation auf innerstädtischer, interkantonaler und internationaler Ebene geschlossen werden.

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