Verhütungspolitik. Sterilisationen im Spannungsfeld von Psychiatrie, Gesellschaft und individuellen Interessen in Zürich (Ende 19. Jahrhundert-1970)

Nom de l'auteur
Roswitha
Dubach
Type de travail
Thèse
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2009/2010
Abstract
Sterilisationen verhindern die Fortpflanzung von Individuen. Sie greifen in die körperliche und psychische Integrität von Menschen ein. Gemäss zeitgenössischen gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen gehörte die Fortpflanzungsfunktion zu den zentralen Rollen von Individuen, im Besonderen von Frauen. Ziel des Dissertationsprojektes ist es, die Motive zu analysieren und Kontexte zu beleuchten, die im Zeitraum vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre dazu führten, insbesondere Frauen, selten Männer auf der Grundlage von Gutachten der Zürcher Psychiatrie von dieser zentralen individuellen und gesellschaftspolitischen Funktion (durch Zwang) auszuschliessen. Ich frage bei der Analyse des wissenschaftlichen Sterilisationsdiskurses in Publikationen (theoretische Diskursebene) und den Auseinandersetzungen und Begründungen von Sterilisationen in Krankenakten (pragmatische Diskursebene oder Sterilisationspraxis) nach den Denkvoraussetzungen bzw. Norm- und Wertvorstellungen der Akteure, der Wechselwirkung wissenschaftlicher und gesellschaftlicher bzw. persönlicher Deutungs- und Wahrnehmungsmuster und untersuche dominante Argumentationsstränge und Handlungszusammenhänge. Für die Analyse der Sterilisationsmotive wird damit – in Anlehnung an Ansätze der historischen Anthropologie und der Mikrogeschichte – ein diskursanalytischer mit einem handlungstheoretischen Zugang kombiniert, um im Besonderen auch nach den Handlungsmöglichkeiten der involvierten Professionsangehörigen und den Patientinnen zu fragen. Mit dieser Anlage kann am Beispiel der Sterilisation aufgezeigt werden, wie, weshalb und über welche vielschichtigen Ordnungselemente die weibliche Fortpflanzung reguliert und kontrolliert wurde. Zentrale Bedeutung kommt dabei nicht nur eugenischen und ökonomischen Überlegungen zu, sondern auch der Abtreibungs- und Verhütungsmittelpolitik sowie den Vorstellungen von Familie, Ehe- und Sexualleben.

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