Das Symposium bietet eine Plattform für die Diskussion und den Austausch spezifischer Fallbeispiele zum kulturellen Austausch zwischen Spanien und den Ländern des sowjetischen und kommunistischen Orbits während des Kalten Krieges. Wir suchen nach den Rissen im "Eisernen Vorhang", fragen nach den Prozessen, die es spanischen Filmemachern, Schriftstellern und anderen Künstlern beiderseits des "Vorhangs" ermöglichten, an Festivals, Buchmessen und anderen Ereignissen teilzunehmen.
Kulturbeziehungen zwischen Spanien und der Kommunistischen Welt während des Kalten Krieges
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Berliner Mauer, der als Beginn des Endes des Kalten Krieges verstanden wird, erscheint uns diese Welt als vergangen, obwohl der von Russland gegen die Ukraine begonnene Krieg uns vor Augen führt, dass es nicht ganz so ist. Zwei gegensätzliche Blöcke, getrennt durch einen imaginären "Eisernen Vorhang", der zuweilen als einschüchternde Mauer aus Beton und Stacheldraht hervortrat, strukturierten die Welt. Die Grenze trennte zwei politische Systeme, die sich aufgrund ihrer Anschauungen gegenseitig ablehnten und mit allen möglichen Mitteln vor der ideologischen Durchdringung des anderen schützten. Allerdings war weder der Vorhang undurchlässig noch die Unvereinbarkeit absolut. Neben einer Vielzahl von politischen Interessen, die nur gemeinsam geregelt werden konnten, gab es etwas, das die Mauer in beide Richtungen durchstach: der kulturelle Austausch, ein teils gesuchter, teils geduldeter, teils beiläufiger.
Sowohl Spanien während der Francozeit, der Transición und der Demokratie, als auch die sozialistischen/kommunistischen Länder, ob im sowjetischen Orbit oder außerhalb, versuchten, die Kultur für die unterschiedlichsten innen- und außenpolitischen Zwecke zu nutzen. Der internationale Kulturaustausch wird in der Regel als bevorzugtes Mittel zur Schaffung und Stärkung von Beziehungen zwischen befreundeten Ländern und zur Förderung der Akzeptanz des anderen Landes in breiteren gesellschaftlichen Kreisen angesehen. Man könnte also meinen, dass die Kultur die Freundschaft zwischen den Völkern fördert und zur Verständigung beiträgt, ohne diese selbst zu schaffen. Diese Konferenz setzt an einer etwas anderen Realität während des Kalten Krieges an, denn neben dem kulturellen Austausch zwischen Ländern, die bereits gute Beziehungen unterhielten, sei es durch diplomatische, kommerzielle oder andere Verbindungen, gab es auch einen weniger bekannten und manchmal überraschenden Austausch zwischen Ländern, die scheinbar verfeindet waren oder deren Interessen, Ideologien oder politische Praktiken einander eindeutig diametral entgegengesetzt waren; ein transnationaler Kulturaustausch, der in seinen verschiedenen Ausprägungen mal den Charakter einer echten Kulturdiplomatie als Ersatz für die klassische Diplomatie annahm, mal die transnationale Brücke zwischen nicht-staatlichen oder autonomen Sektoren der beteiligten Gesellschaften darstellte und manchmal sogar den jeweiligen diplomatischen Strategien zuwiderlief. Letztere sahen sich außer Stande alle Arten des Kulturtransfers für ihre eigenen Zwecke zu vereinnahmen.
Francos Spanien ist aus vielen Gründen ein interessanter Fall. Einerseits, weil die Existenz einer Diktatur einen Rahmen der offiziellen Kultur festlegte, der jedoch das Auftreten anderer kultureller Formulierungen, einschließlich offen dissidenter, nicht verhindern konnte. Andererseits weil die Formen des Transfers in die kommunistische Welt von Fall zu Fall variierten, sowohl aufgrund des Willens des Absenders als auch aufgrund des von den Aufnahmestaaten auferlegten Filters. Der Ausschluss aus der Europäischen Union und der NATO ermöglichte es dem Land, sein kulturelles Leben nach außen mit einer gewissen Autonomie (oder fallweise vorauseilendem Gehorsam) gegenüber den anderen europäischen Nationen zu pflegen. Gleichzeitig war es das Land, das ideologisch am weitesten von dem gemeinsamen Feind des Westens entfernt war: der sowjetischen Welt jenseits des Eisernen Vorhangs. Das spätere demokratische Spanien zeigt uns ein Panorama kultureller Freiheit unter einer veränderten strategischen Ausrichtung hin zu einer entschlossenen Integration in westliche Strukturen, was sich zweifellos auf die Verbreitung der spanischen Kultur in der kommunistischen Welt und auf die Rezeption der Kultur dieser Länder im iberischen Land auswirkte. Was die von kommunistischen Parteien regierten Staaten anbelangt, so war ihre Kulturpolitik zwar weitaus auf Kontinuität ausgerichtet als die des von einem Regimewechsel geprägten Spaniens, aber das Streben nach ideologischer Hegemonie, das auch im Widerspruch zu alternativen kulturellen Ausdrucksformen mit teilweise weitreichendem transnationalen Charakter stand, ging mit einer zunehmenden kulturellen Durchlässigkeit einher.
Übertragung per Zoom.
Anmeldung bis zum 02.07.2023 über: https://forms.gle/EsX7pBJ5XzjXvyVR9.