Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Gerlach
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2011/2012
Abstract
Die Wahl der Balair als Mittelpunkt der Untersuchungen begründet sich mit deren Stellung als langlebigste Fluggesellschaft in der Schweiz, welche ein internationales Charterverkehrsangebot einführte und bis in die 1990er Jahre die führende Airline im schweizerischen Bedarfsflugverkehrsmarkt blieb. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von der Firmengründung 1953 bis zur Übernahme der Balair-Aktienmehrheit durch die Swissair im Jahre 1972. Für die Heranbildung des zivilen Luftverkehrs als Massentransportmittel war die Phase ab Beginn der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre massgeblich.
Die Gründung der Balair AG 1953 stand in engem Zusammenhang mit der Schaffung des neuen Flughafens Basel-Mulhouse. Mit der heimischen Flugverkehrsgesellschaft verfolgten die Basler Politik und die ansässigen Aviatikorganisationen das Ziel, dem Flugverkehr eine gute Basis bereitzustellen und ihn zu fördern.
Der Einstieg ins Charterfluggeschäft mit Grossflugzeugen im Jahre 1957, die Aktienkapitalbeteiligung der Swissair 1959 sowie der damit verbundene Zusammenarbeitsvertrag mit der Swissair zählten zu den bedeutendsten Ereignissen in der Balair-Geschichte. Da die ursprünglichen Aufgabenfelder kaum über Wachstumspotential verfügten, wollte die Balair mit diesem Expansionsschritt am aufkeimenden Geschäft mit Ferienflugreisen in der Schweiz teilhaben und den Luftverkehr in Basel fördern. Aufträge aus dem Tourismusmarkt wurden in der Folge rasch zum wichtigsten Geschäftszweig der Balair. Dabei spielte der starke Flugverkehr britischer CharterAirlines in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre eine entscheidende Rolle.
Entsprechend dem dynamischen Wachstum des Pauschalflugreisemarkts baute die Balair ihre Flugzeugflotte schnell aus. Freilich konnte sie sich dem raschen technischen Fortschritt und dem Wandel der Bedürfnisse auf dem Flugverkehrsmarkt nicht entziehen. Dafür nahm sie die Unterstützung der Swissair in Anspruch, woraufhin sich deren Zusammenarbeit intensivierte. Die Beweggründe der Swissair für diese Kooperation und die Beteiligung am Aktienkapital der Balair lagen vermutlich in der Stärkung der eigenen Stellung im Bedarfsluftverkehr. Innert weniger Jahre entwickelte sich die Balair AG von einem kleinen lokalen Flugverkehrsunternehmen zur zweitgrössten Schweizer Airline, die weltweite Touristenflüge und verschiedene andere Lufttransportdienstleistungen anbot.
In der Untersuchungsperiode von 1965 bis 1972 wurde das Charterflugverkehrsgeschäft stark von der konjunkturellen Lage und der weltweiten politischen Entwicklung geprägt. Nebst der Konkurrenz durch inländische und ausländische CharterAirlines, spürte die Balair auch den wachsenden Druck der Linienfluggesellschaften auf den touristischen Flugverkehr. Für die Entwicklung der Balair war die Umstellung der eigenen Flotte auf Düsenflugzeuge aufgrund deren erhöhter Kapazität und Leistungsfähigkeit von zentraler Bedeutung. Die Swissair verstärkte in diesem Prozess ihren Einfluss sowohl auf die Planung als auch auf die Führung der Basler Charter-Airline kontinuierlich. Mit der Übernahme der Aktienmehrheit gewann sie 1972 schliesslich die Kontrolle über die Balair. Dieses Engagement von Linienfluggesellschaften im wachsenden Charterverkehr konnte auch in anderen europäischen Ländern beobachtet werden. Die Untersuchung der Balair-Geschichte zeigt die entscheidenden Entwicklungen im internationalen Charterluftverkehr auf und offenbart deren Einflüsse auf die schweizerische Luftfahrtgeschichte.